Raumfelder will die Küchen erobern
Foto: Detlef Güthenke
Es ist ein langer Weg, bis eine Nudelkreation kein Science-Fiction mehr ist. Bis sie in Tüten abgepackt im Regal mit ihrer Qualität lockt: in farbenfrohen Kompositionen mit Linsen, Roter Beete, Kurkuma, Dinkel und allem, was erprobt und für gut befunden wird. „Einfach machen, nicht reden“, sagt Dirk Frankrone, der zusammen mit Frank Ladwig, der sich um die betriebswirtschaftlichen Belange des Unternehmens kümmert, das Start-up Raumfelder gegründet hat. Unter dieser Dachmarke entwickelt und vermarktet das Team seit 2013 innovative Produkte. „Wir tun nicht, was wir wollen, sondern wir wollen, was wir tun“, mit diesem Zitat des Psychologen Wolfgang Prinz hat Dirk Frankrone auf der Homepage von Raumfelder deutlich gemacht, dass ihm die Ideen im Food-Bereich am Herzen liegen. Es ist seine Leidenschaft, gute Lebensmittel anzubieten und in die Küchen zu bringen.
Nudeln, die nach Soße gieren
Die Nachfrage nach den besonderen Nudeln machte von Anfang an Mut. So wurde die kleine Nudelmaschine alsbald durch eine große ersetzt, mit der man 60 Kilogramm Nudeln in der Stunde produzieren kann. Es brauchte aber seine Zeit, bis Zubereitung, Trocknung und Geschmack der Nudeln überzeugten. Diese Nudeln haben einen Vorteil: Sie sind poröser als industriell hergestellte Nudeln und können Soße besser aufnehmen. „Aber die muss schmecken“, sagt Dirk Frankrone. Also standen die Spitzenköche wieder in ihrer Versuchsküche und kreierten Soßen und Pestos, um ideale Partner für die Nudeln zu schaffen. Die Ideen gehen nie aus.
Für ihre Nudelprodukte: Bio, Low Carb, regional, mit innovativem Design bekam das Team von Raumfelder auch auf Messen wie der Gastro Vision in Hamburg oder der Chef Sache in Düsseldorf, beides Branchentreffs für die Gastronomieszene, positives Feedback. „Es macht Spaß, mittendrin zu stehen und mitzuhalten“, sagt Dirk Frankrone. Das Thema Nudeln werden sie weiter verfolgen und Variationen kreieren, wie zum Beispiel die Christkindlnudeln in Engelsform aus Bio-Hartweizengries, die eigens für den Wiedenbrücker Christkindlmarkt produziert und dort auch zusammen mit leckeren Gerichten angeboten werden.
Von der Schablone zum Start-up
Es fing an mit Schablonen. Die hatte sich Dirk Frankrone als Koch oftmals selbst geschnitten, um seinen Kreationen eine besondere Note zu verleihen. Als er mit Frank Ladwig, der aus der Edelstahlbranche kommt, zusammentraf, kamen beide auf die Idee, Schablonen zu entwickeln. Ideal für passionierte Köche, die zum Beispiel aus getrockneten Fruchtgelees Chips herstellen möchten, um einen Hingucker auf dem Dessert zu präsentieren, eine Kreation mit Pfiff. So entstanden 20 Edelstahlvarianten, mit deren Verkauf Raumfelder gestartet ist. „Wenn man durch diese Schablonen schaut, tun sich Räume und Felder auf“, bemerkte Dirk Frankrone, und so kam er auf den Namen Raumfelder, der viel Platz lässt für neue Entwicklungen. Rückblickend meint der 51-Jährige, dass die Schablonen ein Nischenprodukt seien, denn sie würden nur zu speziellen Gelegenheiten und in besonderen Küchen zum Einsatz kommen. Deshalb fokussierte sich das Team als nächstes auf etwas, was alle mögen: nämlich Nudeln.
Stark durch gemeinsame Plattform
Wer samstags zwischen 10 und 12 Uhr den Werksverkauf in der Stromberger Straße 154 in Rheda-Wiedenbrück besucht, kann auf einer großzügigen Verkaufsfläche von 120 Quadratmetern rund 50 Produkte in Augenschein nehmen: vom Fruchtaufstrich über Salze bis hin zum Gin. Auf der Grundlage von Pyramidensalz haben die Köche das Salz mit Roter Beete oder auch mit Aktivkohle verfeinert. Es wird auch in einer geräucherten Variante angeboten.
Hinter jeder der bislang vier Gin-Kreationen steht eine Geschichte. Beim Blueprint Gin setzen die Köche auf Farbe. Der Gin erinnert an die Magie der blauen Stunde, wenn der Abendhimmel von Blau ins Violett gleitet und der Mensch zur Ruhe findet. „Getragen auf den Flügeln der Butterfly Pea“, eine Zutat aus Schmetterlingserbsentee, die dem Gin die Farbe verleiht.
Ein Großteil der Produkte geht über den Online-Shop oder Wochenmarkt24 außer Haus. Im Zusammenschluss von regionalen Betreibern ermöglicht die Plattform Wochenmarkt24 ein Logistikkonzept, das die Ware tagesfrisch liefert, quasi über Nacht bis vor die Haustür. „Das hat den Verkauf angekurbelt“, sagt Benedikt Sandfort. Ansonsten ist vor allem saisonal viel zu tun. „Gerade in der Vorweihnachtszeit werden viele Hände gebraucht, um die Waren zusammenzustellen, einzupacken und zu verschicken. „Da packt die Familie mit an“, sagt Dirk Frankrone.
Gute Produkte aus Leidenschaft
Für den Spitzenkoch, der seit elf Jahren im Wiedenbrücker Ratskeller Gutes auf die Teller zaubert, ist sein Beruf Berufung. Er wollte nie etwas anderes machen als kochen, sich aber nie von Routinen einfangen lassen, immer neugierig bleiben und Neues erproben. Seine beruflichen Erfahrungen in verschiedenen Restaurants unter anderem auf Sylt, Mallorca, in Köln und Gütersloh hat der 51-Jährige in das Start-up Raumfelder eingebracht. Wie sehr den Köchen die Produkte am Herzen liegen, zeigt sich auch in den Namen und Geschichten, die sie zu den Produkten kreieren. Eintöpfe, wie zum Beispiel aus Kohlrabi und Mettenden, haben den Markennamen „Wiedehopf“ erhalten. Das klingt ein wenig heimisch, weil es den ersten Wortteil von Wiedenbrück aufgreift, ist aber der Vogel des Jahres 2022, der unseren Schutz braucht.
Während Frank Ladwig und Dirk Frankrone weiterhin ihren Berufen nachgehen, organisiert Benedikt Sandfort hauptberuflich das Tagesgeschäft von Raumfelder und bietet gleichzeitig in der lokalen Kochschule Kurse für Firmenevents und Gruppen an. Der 31-Jährige ist ebenfalls Koch aus Leidenschaft und hat seine Ausbildung in der Manufaktur im Hotel zur Sonne gemacht, wo er Dirk Frankrone kennenglernt hat.
Während das Start-up-Unternehmen nun seit einigen Jahren erfolgreich unterwegs ist, wirft Dirk Frankrone einen neuen Anker aus. Die Ankervilla in Wiedenbrück ist ein Ort, der es ihm angetan hat. Hier wird er in den nächsten Jahren einmal mehr zeigen, dass er will, was er tut.