Dr. Rolf Westheider im Gespräch mit Birgitt Rohde und Jan Focken

50 Jahre Kreis Gütersloh – ein zu feierndes Ereignis? Anlass für eine Zwischenbilanz? Entwicklung von Zukunftsaussichten? Jubiläen sind immer eine Mischung von allem. Übers Jahr gibt es eine ganze Reihe von Aktivitäten und Veranstaltungen, die koordiniert und vorbereitet werden wollen. Birgitt Rohde, bis vor kurzem noch Leiterin des Kreisjugendamtes, und Jan Focken als Leiter des Referats Presse, Kultur und Archiv gewähren Einblicke hinter die Kulissen.

Herr Focken, welche Bedeutung hat das diesjährige Kreisjubiläum für die Öffentlichkeitsarbeit des Kreises und damit für Sie als Pressesprecher?

Eine geringere als Corona. Nein, im Ernst: Wir sind an dem Arbeitskreis beteiligt, der das Jubiläumsjahr seit 2021 vorbereitet hatte. Die ersten konkreten Arbeiten sind wir als Referat Presse, Kultur und Archiv 2022 angegangen: Das Kreisarchiv steht im Mittelpunkt, wenn es um die historische Betrachtung geht, etwa Kreisgründung oder Kreishausneubau. Mit dem Kunstverein für den Kreis Gütersloh haben wir einen Kontrakt über 13 Ausstellungen im Vitrinenpavillon vor dem Kreishaus Gütersloh geschlossen, und die Pressestelle begann, Videos aufzunehmen für die Social-Media-Reihe „50 Lieblingsorte im Kreis Gütersloh“, mit der wir in der zweiten Kalenderwoche gestartet sind. Als Pressestelle haben wir zusammen mit den anderen Akteuren der Politik und der Bürgermeisterrunde die Aktivitäten vorgestellt, haben Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gemacht und eine Sonderseite im Internet aufgebaut.

Welche Veranstaltungen oder auch Beteiligungsmöglichkeiten sind geplant? Gibt es neue Formate? Was sollte man aus Ihrer Sicht unter keinen Umständen verpassen?

Im Internet haben wir eine intern genannte „Mitmachbörse“ geschaltet. Dort können sich Musiker, Chöre, Künstler, Theatergruppen – jeder, der Lust hat auf aufzutreten – darstellen, die gerne mal jenseits ihres bisherigen Horizonts auf der Bühne stehen wollen. Ziel dieser Idee, die aus der Runde der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister kam, war der interkommunale Austausch. Bei den örtlichen Festen sollen auch mal Akteure aus anderen Kommunen auftreten. Das wollen wir als Dauereinrichtung etablieren. Verpassen sollte man meines Erachtens nicht die Ausstellung zur Gründung des Kreises Gütersloh und seiner ersten Jahre, die Kreisarchivar Ralf Othengrafen auch in vielen Kommunen zeigt. Und der Vitrinenpavillon vor dem Kreishaus ist etwas Besonderes, etwas Vergängliches. Empfehlen kann ich darüber hinaus die Social-Media-Reihe zu den 50 Lieblingsplätzen im Kreis und alle kommunalen Feste in den Städten und Gemeinden, an denen der Kreis und seine Töchter beteiligt sind.

Frau Rohde, Sie sind gleichsam zu einer befristeten Sonderbotschafterin für das Kreisjubiläum bestellt worden. Welchen Auftrag hatten Sie dafür?

Der Begriff Sonderbotschafterin ist sicher zu hochgegriffen. Mein Auftrag war zunächst, den Kontakt zu den Kommunen herzustellen, Bedarfe und Möglichkeiten abzufragen und die geplanten kommunalen Veranstaltungen im Rahmen des Jubiläums zu koordinieren. Daraus entwickelte sich dann der Plan, das Kreisjubiläum in die örtlichen traditionellen Stadt- und Bürgerfeste einzubinden und sich dort als Kreis mit eigenen Aktivitäten zu präsentieren. Dies im Besonderen mit den Institutionen, die oftmals nicht direkt mit dem Kreis in Verbindung gebracht werden, aber viele Menschen und Interessenlagen erreichen. Dazu gehören die GEG (Gesellschaft für Abfallwirtschaft) mit dem neuen Umweltbildungsmobil, der Wertkreis mit Kiebitzhof und Kaffeerösterei, die Polizei, die Energieberatung der Abteilung Umwelt mit dem Thema ALTBAUNEU, die Kreismusikschule, der Rettungsdienst des Kreises und die BIGS (Bürgerinformation Gesundheit und Selbsthilfekontaktstelle). „Oh, schon 50?“ – Diese Imagekampagne hat die Wirtschaftsförderung des Kreises auf den Weg gebracht.

Herr Focken, was ist dabei die Rolle Ihres Referats?

Wir haben in Absprache mit der pro Wirtschaft GT die Bildsprache für das Jubiläumsjahr übernommen. Im gleichen Zug schwenkte ja auch die Standortkampagne mit dem Jahreswechsel auf das 50-jährige Bestehen ein und nahm es auf.

Schon frühzeitig war es dem Kreis ein Anliegen, die 13 Kommunen mit einzubinden. Frau Rohde, Sie haben die Kontakte zu allen gepflegt. Welche Erfahrungen konnten Sie dabei machen?

Durch meine früheren Tätigkeiten im Kreis waren mir die Wege und der Zugang zu allen Rathäusern noch sehr vertraut. In den ersten Gesprächen wurden – bezogen auf das Kreisjubiläum – je nach Kommune unterschiedliche Planungsstände und Ideen zur Umsetzung kommuniziert, die natürlich auch abhängig vom geplanten Veranstaltungstermin waren. Vielfach ergaben sich Gespräche zu grundsätzlichen Themen: Welche Auswirkungen hatte die Gebietsreform für die jeweilige Kommune, wie stark identifizieren sich die Bürgerinnen und Bürger mit dem Kreis Gütersloh, wie wird die Rolle der Kreisstadt wahrgenommen usw. Im weiteren Verlauf war in den Kontakten zunehmend eine Vorfreude auf die Wiederbelebung der traditionellen Feste im Jahreslauf wahrzunehmen. Immerhin haben einige letztmalig 2019 stattgefunden beziehungsweise waren im Vorfeld von pandemiebedingter Unsicherheit geprägt. Von daher ist es sicher die richtige Entscheidung, die Aktivitäten zum Kreisjubiläum an diese örtlichen Highlights im Jahreslauf anzudocken und mit eigenen Angeboten und Präsentationen teilzunehmen. An zwölf Festen sind wir als Kreis mit unterschiedlicher Besetzung vertreten. Einen gelungenen Auftakt gab es bereits in Langenberg. Die Stadt Gütersloh plant ein eigenes Format zum Kreisjubiläum. Die Zusammenarbeit mit den Kommunen habe ich bisher als sehr positiv erlebt. Im Übrigen wurde auch noch einmal deutlich, wie viele dieser Veranstaltungen vom bürgerlichen Engagement und dem ehrenamtlichen Einsatz getragen werden.

Herr Focken, in Ihre Zuständigkeit fällt auch die Kulturarbeit. Sicherlich ist die regelmäßige Ausstellungstätigkeit des Kreiskunstvereins im Kreishaus dabei ein wichtiger Punkt. Was haben Sie gemeinsam für das Jubiläumsjahr entwickelt?

Die Kreativität haben wir wie immer dem Kunstverein für den Kreis Gütersloh überlassen, mit dem wir sonst im Jahr zwei Ausstellungen im Kreishaus-Foyer zeigen und dem wir eine Ausstellung im Veerhoffhaus mitfinanzieren. Unsere Frage in Richtung Vorstand war damals schlicht: „Können Sie sich vorstellen, sich an den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen zu beteiligen?“ Herausgekommen ist der Vitrinenpavillon, der maßgeblich auf die Idee des Vorsitzenden Friedrich Wilhelm Schröder zurückgeht. In diesem Pavillon auf dem Wassergraben vor dem Kreishaus Gütersloh zeigen wir zusammen mit dem Kunstverein 13 Künstlerinnen und Künstler aus den 13 Kommunen des Kreises.

Frau Rohde, auf welche Veranstaltungen in den Kommunen können sich die Bürgerinnen und Bürger in den Kommunen freuen? Auf welche würden Sie ganz besonders hinweisen wollen, haben Sie Tipps zu bieten?

Freuen kann man sich wirklich auf alle Veranstaltungen. Ich bin beeindruckt, wie vielfältig und attraktiv die Programme gestaltet sind. Es lohnt sich auf jeden Fall, möglichst viele davon zu besuchen, die zudem in attraktiver Umgebung stattfinden. Spaß bringen sicher auch die geplanten Wetten der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister mit dem Landrat. Das Motto der jeweiligen Veranstaltung und die siebziger Jahre bieten da viel Raum für Kreativität. Die Sparkassen im Kreis haben für ihre Kommunen jeweils 500 Euro als Wetteinsatz zur Verfügung gestellt, die dann für gemeinnützige Zwecke in der Kommune gespendet werden.

Herr Focken, wenn es um die Geschichte geht, sind die Archive in besonderem Maße gefordert. Welche Beiträge dürfen wir vom Kreisarchiv erwarten?

Die erste Ausstellung des Kreisarchivs Gütersloh zum 50-jährigen Bestehen des Kreises Gütersloh befasste sich mit dem Neubau des Kreishauses in Gütersloh, das 1997 bezogen worden ist. Zu dieser Ausstellung hatte Kreisarchivar Ralf Othengrafen auch eine Broschüre verfasst. Zum Festakt am 25. März 2023 folgten Broschüre und Ausstellung zur Gründung des Kreises Gütersloh und seine ersten Jahre. Schließlich erwarten wir die von Ihnen erstellte Broschüre zur Herkunft und Geschichte der kommunalen Wappen und Logos!

Frau Rohde und Herr Focken, was nehmen Sie persönlich aus Ihrer Vorbereitungsarbeit zum Jubiläum mit? Gab es vielleicht kleine Überraschungen?

Birgitt Rohde: Mir wurde wieder einmal mehr deutlich, wie vielfältig und attraktiv der Kreis Gütersloh mit seinen 13 Kommunen ist und wieviel Einsatz in den Verwaltungen und Vereinen gezeigt wird, um den Menschen im Kreis tolle Events für Groß und Klein zu bieten.

Jan Focken: Gerade wenn ich an die Arbeit der Kollegin Rohde denke: Wir haben mehr zu bieten als „Landrat und Logo“, so wie es anfangs im Arbeitskreis ernüchternd hieß, als wir überlegten, was können wir beisteuern. Der Kreis und seine „Töchter“ haben viele interessante Facetten, die vor Ort vorgestellt werden können.

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