Foto: Detlef Güthenke

Teil 7: Brennholzproduktion auf dem Hof Cosfeld in Versmold

Wenn Philip Cosfeld vom Holz erzählt, dann ist ihm seine Begeisterung für das Naturprodukt deutlich anzumerken. Bäume und Wald sind seine Leidenschaft. Schon als Jugendlicher habe er sich eine Schutzausrüstung gewünscht, um Bäume fällen und die weitere Verarbeitung von Holz durchführen zu können. Später, nachdem alles für die Waldarbeit angeschafft worden war, führte er im Auftrag von Landwirten Holzfällarbeiten durch. Gerne wäre er Forstwirt geworden, aber dazu gab es im engeren Umfeld keine Gelegenheit, und seine Heimat im Ravensberger Land verlassen, das wollte er nicht. Nach seiner Ausbildung zum Nutzfahrzeugmechaniker zog es ihn vielmehr zu den Steinen: In zwei Steinbrüchen, einer in Hankenberge bei Hilter und ein zweiter in Hesseln bei Halle (Westfalen) arbeitet er für die Gewinnung von Kalkgestein, das zu Schotter weiterverarbeitet wird, mittlerweile in der Position des Geschäftsführers.

Überangebot an Holz?
Dennoch blieb er seiner Leidenschaft treu, seit 2010 in einem Nebengewerbe. Zunächst in kleinem Umfang wurde Kronenholz zu Brennholz verarbeitet und eingelagert. Nachdem das Orkantief Friederike im Januar 2018 in den Wäldern gewütet hatte, gab es besonders viel zu tun. Nach zwei Dürresommern schlug dann der Borkenkäfer in den Fichtenbeständen unbarmherzig und flächendeckend zu. Ein Überangebot an Holz drohte, so jedenfalls schien es zunächst. Je lichter die Bestände wurden, desto anfälliger waren die verbliebenen einzelnen Bäume gegenüber weiteren Stürmen. Mittlerweile sei die Fichte aus den Forsten des Teutoburger Waldes fast ganz verschwunden. Interessant ist auch zu sehen, wie sie gerade dort so massenhaft hingekommen ist: Nach 1945 mussten in der britischen Zone in großem Umfang Reparationsleistungen in Form von Holz aus den staatlichen Forsten getätigt werden, um in englischen Kohlebergwerken als Grubenholz eingesetzt zu werden. Aufgeforstet wurde ausschließlich mit Fichten, deren Lebenszeit jetzt binnen kürzester Frist abgelaufen ist.

Seit 2018 betreibt Cosfeld zusammen mit seiner Familie den Nebenerwerb Land- und Forstwirtschaft auf dem ehemaligen Hof Pleitner an der Laerstraße in Versmold. Die frühere relativ hohe Hausnummer 72 in der damaligen Gemeinde Loxten lässt erkennen, dass der Hof nicht besonders groß war. Eine typische Neubauernstelle eben, die im 19. Jahrhundert nach der Markenteilung entstand, um der anwachsenden Landbevölkerung eine bescheidene Lebensgrundlage zu bieten. Seit etwa 1880 kam in Versmold mit der Fleisch- und Wurstwarenherstellung eine industrielle Einkommensalternative hinzu. Auch für Willi Pleitner, Sohn von Heinrich, der die Hofgebäude 1913 erbaut hatte. Wie viele Kleinbauern und Heuerlinge neben ihm ging er zur Arbeit in die Wurstfabrik von Friedrich Menzefricke. Die kleine Landwirtschaft wurde zum Nebenerwerb, eine Form, die noch heute bei etwa der Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland anzutreffen ist. In den 1930er-Jahren mussten sich solche „halben Bauern“ aufgrund des politischen Drucks für das eine oder andere entscheiden. Die nationalsozialistische „Blut-und-Boden“-Ideologie forderte einen leistungsorientierten „Nährstand“. Willi Pleitner entschied sich für die Landwirtschaft, bewirtschaftete die – aus heutiger Sicht – winzige Fläche von dreieinhalb Hektar, betrieb Schweinezucht und hielt zwei oder drei Kühe. 1962 fuhr mit einem McCormick ein erster Traktor auf den Hof. Dessen Andenken bewahrt dort heute ein perfekt restauriertes Exemplar aus der gleichen Baureihe. Ein weiterer unrestaurierter Gebrauchsschlepper dieser Marke ist noch im Einsatz. Bis Anfang der 1980er-Jahre wurde die kleine Landwirtschaft auf diese Weise betrieben.

Rege Nachfrage
Nach Kündigung der Pachtverträge und Erweiterung durch Zukauf stehen seit 2018 jeweils fünf Hektar Acker und Wald für die land- und forstwirtschaftliche Nutzung zur Verfügung. Das macht den Betrieb übersichtlich und unterstreicht noch heute den Nebenerwerbscharakter als zweites Standbein. Vom Roden, Fällen und Verarbeiten des Holzes bis hin zum Ausliefern kann Cosfeld den kompletten Service rund ums Brennholz anbieten. Einigermaßen gleichmäßig vorrätig sind die verschiedensten Längen von 25 Zentimeter bis zu einem Meter. In den vergangenen zwei Jahren sei die Nachfrage kontinuierlich angestiegen und dies obwohl seit Anfang 2021 neue Grenzwerte für Feinstaub- und Kohlenmonoxidemissionen gelten. So müssen Kaminöfen, die zwischen 1995 und 2010 installiert wurden, bis 2024 mit Feinstaubfiltern und anderen emissionssenkenden Techniken ausgestattet werden. Der vermehrten Nachfrage tat dies keinen Abbruch, erst recht nicht, seit mit Putins Krieg am 24. Februar eine völlig neue und im Ergebnis offene Situation der Energieversorgung eingetreten ist. „Im März hatte ich in den Vorjahren keine Auslieferungen. Jetzt besteht eine rege Nachfrage, weil sich Kunden auch mit frischem Holz bevorraten möchten, das sie ja erst frühestens in zwei Jahren verwenden können. Lieber wäre mir, ich würde weniger Holz verkaufen und dafür wäre der Krieg vorbei“, sagt Cosfeld.

Schon seit geraumer Zeit befinden sich die Holzpreise auf einer atemberaubenden Achterbahnfahrt, vor allem beim Bauholz. Die Fachleute sprechen hier vom Konstruktionsvollholz, das vor eineinhalb Jahren von 300 bis auf 1.400 Euro je Festmeter im Preis anzog, dann Ende 2021 auf 450 Euro fiel, um jetzt wieder bei 650 Euro zu liegen, Tendenz steigend. Preissteigerungen um bis zu 700 Prozent im vergangenen Herbst waren keine Seltenheit. Was mag erst die Zukunft bringen? Dass die erzwungenen Marktveränderungen sich inflationsverschärfend und auch zu Lasten der Umwelt auswirken werden, scheint schon jetzt gewiss. Bereits 2021 sind Brennholzimporte aus Osteuropa wegen des gestiegenen Eigenbedarfs drastisch zurückgegangen. Weitere Einflüsse werden sich verschärfend auswirken: Der vermehrte Verbrauch von Holzhackschnitzeln als Brennstoff etwa, absehbar fehle die Fichte, auch mit der Buche gehe bald ein weiteres Dürreopfer zur Neige. Selbst nur eingeschränkt zu nutzendes Holz wie die Pappel ist bald kaum noch vorhanden. Auch ihre Ursprünge sind historisch bedingt, wurden sie doch im Rahmen der Flurbereinigungen oft entlang neu gezogener Gräben gepflanzt und danach nie wieder. Knappheit würde die Folge von allem sein, vermutet der Holzexperte Cosfeld.

Trotz alledem: Holz bleibt ein Dauerthema, das wird bei
Philip Cosfeld in vielerlei Hinsicht deutlich. Immer wieder wird auf dem Hof gebaut und Stein gegen Holz ausgetauscht, so noch 2020, als eine Backsteinscheune gegen eine Holzremise ausgewechselt wurde. – Die Leidenschaft fürs Holz bleibt ein Lebensschwerpunkt.

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