Ein Special über die Kooperation von HSBI und IMA

Wir haben etwas Besonderes für Sie in dieser Ausgabe …

Foto: AdobeStock

In einer Zeit, in der die Anforderungen an die Bildung und die Innovationskraft einer Region immer komplexer und vielseitiger werden, ist es unerlässlich, Synergien zu schaffen. Besonders in einer Region, die für ihre hohe Wirtschaftsleistung und Innovationsdynamik bekannt ist, zeigt die Kooperation zwischen dem Campus Gütersloh der Hochschule Bielefeld (HSBI) und der IMA Innovationsmanufaktur Gütersloh eindrucksvoll, wie Bildung und Innovation gemeinschaftlich vorangetrieben werden können. Aus diesem Grund freuen wir uns als Redaktion von faktor3, Ihnen ein umfassendes Special der HSBI und der IMA in dieser Ausgabe zu präsentieren.

Zum Start des Specials lesen Sie ein Interview mit zwei Persönlichkeiten aus der Region: Dr. Marian Brackmann, der als Projektkoordinator am Campus Gütersloh der Hochschule Bielefeld tätig ist, und Jörg Rodehutskors, Geschäftsführer der IMA Innovationsmanufaktur Gütersloh.

Beide sind maßgeblich daran beteiligt, die Brücke zwischen akademischen Lehrinhalten und praktischen Anwendungsmöglichkeiten in der Wirtschaft zu schlagen. In unserem einleitenden Gespräch zeigen sie auf, wie ihre Partnerschaft nicht nur das Beste aus beiden Welten vereint, sondern auch konkrete Impulse für die Entwicklung der Region Gütersloh setzt.

Die HSBI hat sich als Bildungsinstitution darauf spezialisiert, Studierende auf die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt vorzubereiten. Durch praxis-nahe Studiengänge und innovative Ansätze bildet sie Fachkräfte aus, die bereit sind, in verschiedenen Branchen zu agieren. Gleichzeitig fungiert die IMA als Katalysator für kreative Ideen und technologische Entwicklungen. Die enge Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Innovationsmanufaktur ist ein Paradebeispiel dafür, wie Theorie und Praxis erfolgreich miteinander verknüpft werden können.

In unserem Special präsentieren wir auf insgesamt 19 Seiten die Visionen, Herausforderungen und Erfolge, die aus dieser Kooperation hervorgehen …

In einer Welt, die von schnellen Veränderungen und technologischen Entwicklungen geprägt ist, ist es von zentraler Bedeutung, diese wichtigen Themen zu transportieren. Unsere Leserschaft soll verstehen, dass die Zukunft nicht nur in den Händen der Bildungseinrichtungen oder der Unternehmen liegt, sondern dass aktiv gestaltete Kooperationen einen entscheidenden Unterschied machen können.

Wir laden Sie ein, das Special in faktor3 zu entdecken und sich von den inspirierenden Ansätzen und Projekten, die in Gütersloh realisiert werden, anstecken zu lassen.

Wir freuen uns auf spannende Einblicke und hoffen, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, ebenso begeistert sind von den Möglichkeiten, die sich aus der Kooperation von HSBI und IMA ergeben. Lernen und Innovation sind nicht nur Schlagworte – sie sind der Schlüssel zu einer erfolgreichen und nachhaltigen Entwicklung unserer Region.

Mehr dazu ab Seite 57 in dieser Ausgabe!

Ihre Redaktion

Die Möglichmacher in Bildungsfragen

Text und Fotos: Thorsten Wagner-Conert

Die deutsche Stiftungslandschaft ist vielfältig, nicht immer übersichtlich – und manchmal schwer zu durchschauen. Wer macht da eigentlich was für wen? Ist jede Stiftung für sich genommen auch schon eine Wohltäterin? Für die mittlerweile 426 Bürgerstiftungen in Deutschland hingegen lassen sich solche Fragen schnell beantworten: Sie sind für die Bürger in den Kommunen da, unterstützen dort, wo der Staat an seine Grenzen stößt. Die Bürgerstiftung Gütersloh war die erste in der Bundesrepublik, begründet 1996 auf Initiative von Reinhard Mohn. Ganz wesentlich engagieren sich die Gütersloher auch in Bildungsthemen – für jedes Alter.

Nicht immer sind es große Beträge, durch die Stiftungsarbeit attraktiv wird: Die Bürgerstiftung Gütersloh bringt Menschen zueinander, vernetzt, stellt Ansprechpartner, gibt Hilfe. Und natürlich spielt auch Geld dann und wann eine Rolle. Beispiel „Aufwind“: Das Stipendienprogramm unterstützt begabte und engagierte Jugendliche auf dem Weg zur Hochschulreife. Es verlangt gute schulische Leistungen, ehrenamtliches Engagement und eine Lebenssituation in der Familie, die zusätzliche Unterstützung erfordert. Wer es in dieses Programm hineingeschafft hat, bekommt persönliche Unterstützung, Mentorinnen für alle Lebenssituationen, Hilfe bei der Studien- und Berufswahl. Dazu gibt es kleine finanzielle Unterstützungen, aber auch Zuschüsse für technische Grundausstattungen oder beispielsweise für Aktivitäten mit anderen Stipendiaten.
Das Bildungsthema ist mittlerweile der größte Arbeitsbereich der Bürgerstiftung Gütersloh, sagen die Verantwortlichen. Es gibt die größte Anzahl von Anträgen und Projekten in diesem Bereich, der sich von der Kindertagesstätte bis hin zur Erwachsenenbildung erstreckt.
Die Stiftung unterscheidet operative Projekte (wie beispielsweise den „Aufwind“) und Förderprojekte. Weitere operative Themen sind zum Beispiel der Kinder- und Jugendbeirat, das BürgerKolleg und der Bildungsfonds (siehe unten) oder auch der „Dialog in Deutsch“: Niedrigschwellig werden hier Gesprächsrunden für Menschen mit Migrationshintergrund in der Gütersloher Stadtbibliothek angeboten. So lassen sich andere Menschen treffen, Erfahrungen austauschen und das eigene Deutsch weiter trainieren. Auch hier gewinnt ein Projekt durch Vernetzung. Der Dialog ist eine Kooperation mit der Stadtbibliothek Gütersloh.
In Förderprojekten werden zum Beispiel Coronafolgen in der Bildung kompensiert, es gibt Sprachförderung, MINT- und Bewegungsangebote oder auch kulturelle Bildung.
Ein ganz individuelles Förderbeispiel ist das digitale sogenannte Recovery College, das in Anlehnung an die Gütersloher LWL-Klinik Menschen innovativ dazu motiviert, sich mit der eigenen psychischen Gesundheit aktiv auseinanderzusetzen. Dazu werden Kurse online und offline angeboten. Prävention ist dabei eine Säule. Die andere ist Bildung in Form der Auseinandersetzung mit Themen der psychischen Gesundheit. Auf drei Jahre hat die Stiftung ihre Förderung festgelegt, aus gutem Grund: „Wenn das Kind laufen kann, sind wir draußen“, sagt Bürgerstiftungs-Vorstandsvorsitzende Katrin Meyer.
Die Stiftung leistet bei Förderprojekten häufig finanzielle Anschubhilfen, bis ein Projekt eben aus sich selbst heraus funktioniert. Dazu hat sich die Bürgerstiftung selbst enge Kriterien gegeben, nach denen entschieden wird. Dabei werden Zahlen und klare Finanzpläne einerseits, aber auch Spenderwünsche andererseits zueinander gebracht. Die Stiftungsarbeit ist höchst transparent und abprüfbar – allein schon aus moralischer Verpflichtung gegenüber den Geldgebern. Katrin Meyer: „Wir leben von Spendern und Zustiftungen.“ Und davon profitieren die Bürger, an die sich die Stiftung mit ihrer Arbeit wendet – und eben auch die Initiatoren von Projekten, die der Allgemeinheit dienen und die der Stadtgesellschaft einen enormen Zugewinn an Lebensqualität geben, an den ohne die Stiftungsarbeit nicht zu denken wäre.

BürgerKolleg klingt nach Seminar und Frontbeschallung. Bei Ihnen steckt vermutlich etwas ganz anderes dahinter?

Das BürgerKolleg ist unsere Management-Schule für Ehrenamtliche – für Menschen, die sich in Vereinen ehrenamtlich beteiligen – im Vorstand oder auch in einer anderen Rolle. Wir bieten das kostenlos an, bei frei wählbaren Themen. Das Angebot passt sich an aktuelle Bedarfe an.

Was brauchen Ehrenamtler, damit ihre Arbeit nicht nur hilfreich,sondern auch rechtssicher ist?

Die Datenschutzgrundverordnung war mal ein Thema, das erst gar nicht im Programm war, dann mit sehr vielen Seminaren aufgelegt wurde – als sich gerade die ganze Republik mit diesem Bürokratiemonster beschäftigte. Gerade aktuell ist Künstliche Intelligenz in Vereinen ein Thema. Daneben gibt es auch die Klassiker wie „Wie bilde ich einen Vorstand?“, „Mittelverwendung in Vereinen“ …

Oft ist ehrenamtliche Arbeit ja eine echte Herzensangelegenheit.Gutes wollen reicht aber nicht, oder?

Menschen im Verein denken erstmal, das sei nicht viel Arbeit, bis sie dann an Haftungs- oder Versicherungsfragen vorbeikommen. Dessen sind sich Ehrenamtler oft nicht bewusst – und auch nicht, dass man die Verantwortung auch für den Vorgänger übernimmt.

Wie arbeiten Sie im BürgerKolleg? Ist das eine Art Druckbetankung mit Vereinsrecht?

Wir kommen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger. Ich sehe uns eher als Ermöglicher. Bei den Seminaren kommt man in Kontakt mit Menschen, die in anderen Vereinen, aber in derselben Funktion unterwegs sind. Das ist eine gute Möglichkeit zu gegenseitiger Hilfe, man vernetzt sich.

Wie kam es zur Idee des BürgerKollegs? Dahinter stecken ja aufwändige Überlegungen, bis so etwas ans Laufen kommt.

Wir sind unter den Bürgerstiftungen in Deutschland gut miteinander vernetzt. Die Idee zum BürgerKolleg kam von der Wiesbaden Stiftung. In Gütersloh gibt es das BürgerKolleg seit 2014. In den zehn Jahren wurden 260 Fortbildungen angeboten, mehr als 2.000 Teilnehmende haben davon profitieren können.

Seit 2016 gibt es den Bildungsfonds – und er folgt einem generellen Bürgerstiftungs-Anspruch: Helfen, wo es andere nicht tun. Wie kam es zum Bildungsfonds?

Die Idee dazu kam in erster Linie von der Reinhard Mohn Stiftung. Die Idee ist, dass man Kindern und Jugendlichen hilft, da, wo staatliche Hilfen nicht greifen. Es geht um solche, die nicht vom Bildungs- und Teilhabegesetz bedacht werden.

Sie könnten hergehen und akribisch jeden Euro verwalten, der in diesem Projekt zur Verfügung steht. Machen Sie aber nicht – welche Erfahrungen machen Sie mit den Einrichtungen, die in den Genuss der Fondsmittel gelangen?

Jede Kindertagesstätte, jede Grundschule, jede weiterführende Schule bekommt ein Budget – das haben wir so langsam aufgebaut und dabei mit den Kitas angefangen. Das Geld kommt über den Fonds. Die Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas entscheiden darüber, welches Kind wofür was bekommt. Es gibt eine Höchstgrenze und Richtlinien. Aber die Entscheidung, wer zu fördern ist, wird in der Einrichtung gefällt. In den Schulen machen das die Lehrerinnen und Lehrer genauso. Und das ist richtig, weil die ihre „Pappenheimer“ kennen und wissen, wo man helfen sollte. Das ist sehr niedrigschwellig.

Funktionieren die Vergabemodalitäten? Könnten nicht auch andere fördern?

Wir gucken zunächst, kann etwas aus staatlichen Töpfen kommen – und wenn nicht, dann kommt es aus dem Bildungsfonds. Im Zweifel können wir uns auch mal über etwas hinwegsetzen, da ist der Blick durch die Brille des Kindes ganz entscheidend.

Eigentlich muss Sie der Staat ja beneiden. Sie verfügen über Geld, das sonst nicht da wäre. Woher stammt das?

Das Geld für unseren Bildungsfonds ist aus ganz unterschiedlichen Ecken gekommen. Da ist Geld der Bürgerstiftung und der Reinhard Mohn Stiftung drin, Geld von privaten Spendern, Anlass-Spenden, die Bertelsmann Stiftung bedenkt uns immer mal wieder, man kann immer was einzahlen in den Fonds …

In kommunalen Kassen ist immer häufiger Ebbe angesagt. Spüren Sie das in Ihrer Bildungsfonds-Arbeit?

Bei Klassenfahrten zum Beispiel kommt die staatliche Förderung an ihre Grenzen. Und immer mehr Eltern können sich Klassenfahrten nicht mehr leisten. Freiwillige Leistungen werden aufgrund der angespannten Haushalte extrem runtergefahren.

Was sind das für Einzelförderungen? Worum geht es da? Auch Bildungsfonds-Hilfe kann ja nicht unendlich sein …

Wir haben angefangen mit der Vorstellung, dass es Kinder gibt, die in der Kita keine Gummistiefel haben. Dann kamen auch mal Fahrkarten dazu, später auch Musikförderung, wenn das Lehrpersonal das für sinnvoll erachtete. Es gibt mittlerweile sehr viele, sehr individuelle Beispiele. Und wenn dann auch mal eine Unterrichtseinheit „Geige“ dazwischen ist, weil die Pädagogen das für richtig halten, dann soll das so sein

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