Die Geschichte der Boxers David Kerkmann
David Kerkmann steht im Ring, das Licht der Arena reflektiert sich auf seiner Haut. Die Menge tobt, die Luft ist geladen mit Energie und Erwartung. Er steht am Point of no Return. Sein Fokus ist komplett auf seinen Gegner gerichtet. Es gibt kein Zurück mehr
Fotos: Detlef Güthenke
Seine Eltern wollten es nicht
„Ich bin Boxer geworden, weil es etwas mit meiner Vergangenheit zu tun hat“, sagt David ernst. In einem Elternhaus, in dem Entscheidungen von anderen getroffen wurden, brannte in ihm der Wunsch, sich selbst auszudrücken, seinen eigenen Weg zu finden. Der Wunsch, Boxsport zu betreiben, war stark, aber seine Eltern wollten das nicht. Heimlich, unter dem Radar, begann David im Boxclub Gütersloh zu trainieren, auf der Neuenkirchener Straße. Dies war der erste Schritt auf seinem langen Weg, der in den Ring führen sollte.
Als Teenager besuchte er Tanzkurse, um seine Leidenschaft auszuleben, doch der Drang zu boxen, ließ ihn nie los. Mit 18 Jahren zog er nach Dortmund, um eine Ausbildung zum Physiotherapeuten zu machen. In diese neue Welt flüchtete David. Dort fand er nicht nur neue Freundschaften, sondern auch den Anschluss an das Boxen. Es war der Moment, in dem seine reife Leidenschaft erwachte. Doch die ersten Wettbewerbe standen noch in weiter Ferne. Er trainierte unermüdlich, gepusht von einer inneren Stärke, die ihn nie im Stich ließ.
Chance auf Profidebut
Nach dem Abschluss ging es für David nach Mallorca. Die Insel bot ihm einen willkommenen Abstand von Gütersloh, doch das Feuer in ihm war nicht erloschen. In einem Spa-Bereich eines 5-Sterne-Hotels begann er zu arbeiten und fand gleichzeitig Zeit, um wieder ins Boxtraining einzusteigen. Die Liebe zum Boxen war allgegenwärtig, auch in der Ferne.
Die Rückkehr nach Deutschland führte ihn nach Bad Wildungen und Niedersachsen, wo er schließlich seine wahre Bestimmung fand. Ein Manager sah sein Potenzial und bot ihm die Chance auf ein Profidebut. Mit einem Herz voller Hoffnung und einer Prise Zweifel betrat er die Rattenfängerhalle in Hameln vor 2.000 begeisterten Zuschauern. Der Moment, auf den er so lange hingearbeitet hatte, war endlich da. Der erste Kampf – es lief nicht gut für ihn. Doch wie ein Krieger, der nie aufgibt, nutzte David seinen unvorhersehbaren Schachzug und entschied den Kampf für sich. So begann seine Karriere mit 19 aufeinanderfolgenden Siegen, im Ring und im Leben.
Nicht nur Gewinnen, sondern auch Strategie
„Leidenschaft ist das Boxen, aber Physiotherapie ist die Existenz“, sinniert er, während er sich auf die nächsten Herausforderungen vorbereitet. David weiß, dass es nicht nur um das Gewinnen geht, sondern auch um die Strategie, sowohl im Boxring als auch im Leben. „Aufgeben ist keine Option“, wiederholt er wie ein Mantra, bereit, jeden Kampf auf seine Art zu kämpfen.
Kerkmanns Erfolg hindert ihn nicht daran, bescheiden zu bleiben. Er hat die Top 100 der Weltrangliste erreicht und bei Kämpfen in Österreich – unter anderem
gegen den Deutsch-Türken Ramazan Barmann – seine Siege weiter ausgebaut. Unterstützt von seiner Familie und seinen Freunden, die ihn nicht nur als Kämpfer, sondern auch als Vater sehen, geht er mit breiter Brust und unerschütterlichem Glauben an sich selbst in jeden Kampf. Seine Töchter, die mit dem Boxsport aufgewachsen sind, begleiten ihn. Sie deuten an, dass sie seinen Mut bewundern und sich kaum von den Kämpfen erschüttern lassen – es ist Teil ihres Lebens.

Sein Traum: Boxen in den USA
Sein Traum, einmal in den USA zu boxen, schwebt über ihm wie ein leuchtender Stern, und mit jedem Sieg rückt er diesem Ziel näher. Er ist ein Champion, der die WBU-Weltmeisterschaft im Supermittelgewicht und den Titel des WBC-Europameisters gehalten hat, doch die Anerkennung bleibt nie allein bei den Titeln stehen. Es sind die Erfahrungen und die Tiefe seiner Kämpfe, die ihn wirklich definieren. Aktuell wird David von seinem Coach Nico Wilke (Boxsport Bielefeld e.V.) trainiert. Mit ihm erreichte er 2023 in sehr spektakulären Kämpfen den Europameistertitel der Weltverbände WBC und WBF im Mittelgewicht.
David Kerkmann ist mehr als nur ein Boxer – er ist ein kämpferisches Beispiel für Willenskraft, Ausdauer und den Glauben an das, was möglich ist, wenn man niemals aufgibt. Wie ein Krieger zieht er in seinen Kämpfen los, bereit, alles zu geben. Und in der Ecke warten gelegentlich seine Töchter.David Kerkmann ist der unermüdliche
Boxer, der durch jede Prüfung hindurchgeht, damit er eines Tages seine Geschichte auch in den USA erzählen kann.