Unterwegs auf der Warschauer Allee

Sie gilt als eine der meistbefahrenen Autobahnen Deutschlands und bildet auf mehr als 470 Kilometern die wichtigste Ost-West-Achse in Europa: Die Bundesautobahn 2. Gemeinsamt mit der vor kurzem bei uns fertig gestellten A 33 garantiert sie dem Kreis eine ideale Verkehrsanbindung in alle vier Himmelsrichtungen, von der nicht nur die Wirtschaft, sondern der gesamte Standort in hohem Maße profitiert. Doch die A2 ist viel mehr als eine schnöde Autobahn. Sie ist pulsierende Lebensader.

Ich mag die A2. Sehr. Und die vergangenen Jahre hat mich ihr gleichmäßiges Rauschen, das durch die geöffneten Fenster in meiner kleinen Bleibe nur wenige Hundert Meter hinter dem Standstreifen drang, nicht gestört. Manchmal stelle ich mich auch ganz bewusst auf eine der zahlreichen Autobahnbrücken. Nein – nicht weil ich Trübsinn blase und einen finalen Sprung plane! Auch nicht um schwerstkriminell Pflastersteine hinabzudonnern. Aus dem Winke-Alter bin ich zudem deutlich raus. Ich stehe dort und lasse meine Gedanken schweifen. Fernweh? Ein bisschen, Schließlich bringt mich die A2 in gut fünf Stunden zu meiner Tochter in den Osten. Doch eigentlich ist es eine Art Auto-TV, ein Windschutzscheiben-Fernsehen das ich dort gucke. Ich schaue auf viel befahrenen Spuren und frage mich: Wer ist dort unterwegs, warum und wohin?

Fernsehen auf der Autobahn
All die Fahrzeuge auf zwei, vier oder mehr Achsen – avancieren vor meinem inneren Auge zu fahrbaren Kapseln, in denen persönliche Universen auf die Reise gehen – Mikrokosmen auf Reifen. Schicksale in hohem Tempo: Fährt man ins romantische Wochenende oder den lang ersehnten Familienurlaub, geht man auf Butterfahrt oder Geschäftsreise? Wer pilotiert den flotten Flitzer, wer thront auf dem Bock und lenkt seinen mächtigen Truck? Wird gestritten, geturtelt oder telefoniert?
Verkehrsteilnehmer aller Couleur brausen vorbei, fahren auf und ab in Rheda-Wiedenbrück und Verl, holen Bockwurst und Benzin an der Raststätte Gütersloh Süd, stoppen am Parkplatz Heideplatz, dem schlichten Halt mit Baum und Strauch statt Sanifair.
Sie alle haben nur eines im Sinn: Fortkommen, Weiterkommen, Ankommen. Und genau dafür ist die A2 geschaffen!

Highway für Hundertausende
Ausgehend vom Kreuz Oberhausen zieht die A2 mit 473 Kilometern Strecke ihre Bahnen bis kurz vor Potsdamm. Damit gehört sie zwar nicht zu den längsten, wohl aber zu den meistbefahrenen Autobahnen der Republik. Die A2 ist eine der wichtigsten Verkehrsadern Deutschlands und das Herzstück des ostwestfälischen Straßennetzes. Sie ist Transportweg, Reiseroute, Pendlerstrecke.
Sie ist Lebensraum und Arbeitsplatz für Hunderttausende. Die A2 bildet seit dem Bau durch die Nationalsozialisten die bedeutendste West-Ost-Verbindung – nicht nur quer durch Deutschland, sondern schafft darüber hinaus einen transeuropäischen Brückenschlag.

Das, was von den niederländischen und belgischen Nordseehäfen über die nach Osteuropa verbracht wird, fließt über die graue Eminenz des Schnellverkehrs immer auch an Gütersloh vorbei.
Einst als veritables Wirtschaftswunder gefeiert, verknüpft sie einige der wichtigsten europäischen Industriezentren miteinander und bietet Millionen und aber Millionen Tonnen Waren Grund zur Mobilität. Unzählige LKW schaffen Schweres und Leichteres, Alltägliches und Exklusives – Erlaubtes und auch ein wenig Crime über den Asphalt. Güterslohs Autobahn gilt als berüchtigte Schmuggelroute und Alkohol, Zigaretten und Drogen, Waffen und Schwarzgeld passieren Ostwestfalen. Manchmal unbemerkt, doch oft sind den Schwarzhändlern auch findige Ermittler der Autobahnpolizei mit Alarm auf der Spur.

Schweinehälften, Schüsse und Schikane
Immer wieder ist die A2 Schauplatz für Tragödien und Dramen. Zu den größten Unfällen gehörte eine Massenkarambolage im Sommer 2024. Bei Starkregen und tiefstehender Sonne krachen damals elf Fahrzeuge ineinander, mit zahlreichen Verletzten – nur 500 Meter weiter kollidieren erneut fünf Autos miteinander. Sieben Stunden Vollsperrung. Kilometerlange Staus. Nur wenige Wochen zuvor hatte ein Betrunkener versucht, die A2 zu überqueren und torkelte vom Auto erfasst in den Tod. Anfang dieses Jahres fielen sogar Schüsse auf der sogenannten Warschauer Allee und bohrten sich tief in die Karosserie eines vorbeifahrenden Vans. Ebenfalls im Januar kippte ein mit Schweinehälften beladener LKW in der Ausfahrt Rheda-Wiedenbrück um: „Riesen Sauerei“, titelte die BILD über das tierische Autobahn-Unglück.
Neben großen und kleinen Katastrophen bietet die A2 im Verlauf der ostwestfälischen Tiefebene allerdings auch Raum zum Durchatmen: Glühende Motoren kühlen nach dem letzten teutonischen Gefälle langsam wieder ab, in Gegenrichtung bringen sich Zig-Tonner während behäbiger Elefantenrennen in Position: Sie geben nochmal richtig so Gas, um beim Anstieg auf den Bielefelder Berg nicht hinter einem schwarzen Rauch speienden LKW zu verrecken. Das macht viele Autofahrer rasend …

Final vernetzt
Durch den Schulterschluss mit der A33 wurde kürzlich die letzte Lücke im Autobahnnetz im Kreis GT erfolgreich geschlossen. Die A33 ist nicht so prominent wie ihre große Schwester, die A2, aber insbesondere für den Kreis von enormer Bedeutung: „Die Wirtschaftsstärke des Standortes Kreis GT basiert auf der Lage an der A2 als wichtigste Ost-West-Verbindung“, weiß Nicola Weber, Geschäftsführerin der pro Wirtschaft GT und bestätigt: „Mit dem Lückenschluss der A33 konnte der Standortfaktor schneller Anschluss ans Bundes-Autobahnnetz weiter ausgebaut werden und die Verbindung zur A1 der wichtigsten Nord-Süd-Verbindung in Deutschland hergestellt werden. So ist der Kreis GT jetzt in alle Richtungen bestens angebunden.“ Weber führt weiter aus: „Der Standortfaktor des schnellen Anschlusses an das Bundesautobahn-Netz spielt sowohl für die Bestandsunternehmen als auch für die Ansiedlung von  Unternehmen eine erhebliche Rolle. Das Interregionale Gewerbe- und Industriegebiet AUREA mit einem eigenen BAB Anschluss an die A2 und auch das interkommunalen Gewerbe- und Industriegebiet Borgholzhausen-Versmold (IBV) mit dem direktem Anschluss an die A33 sind dafür beste Beweise: Die Flächen sind gefragt.“

Stimmen zu unseren beiden BABs …
„Die beiden Autobahnen stellen das Rückgrat der Mobilität im Kreis Gütersloh dar. Damit sind sie ein wesentlicher Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung und die Aufrechterhaltung der der Ver- und Entsorgung von Unternehmen, aber für die Menschen in der Region. Sie machen eine effiziente und leistungsfähige Warenbewegung erst möglich“, sagt André Theilmeier, Geschäftsführer der Frankenfeld Spedition und fügt an: „Durch die beiden Autobahnen haben wir eine leistungsfähige und schnelle Verbindung in alle vier Himmelsrichtungen, was sicherlich nicht gewöhnlich ist. Wir sind damit angebunden an wesentliche Wirtschaftszentren im Ruhrgebiet, aber auch den nord- und den süddeutschen Raum.
Sie sorgen aber auch dafür, dass Unternehmen im ländlichen Raum, zu dem beispielhaft unser Standort Verl gehört, trotzdem für Pendler und damit Arbeitskräfte aus den größeren Städten oder weiteren Entfernungen aus den Randgebieten interessant und erreichbar sind. In Zeiten des Fachkräftemangels ein nicht zu unterschätzender Vorteil.“

Die große Bedeutung sei Fluch und Segen zugleich: „Leistungsfähige Verkehrswege ziehen Verkehr an und bündeln ihn. Dies führt schnell zu einer starken Belastung bis hin zu einer Überlastung der umliegenden Infrastruktur. Staus auf Zubringern und an Knotenpunkten sind ein Zeichen dafür. Insofern muss diese Infrastruktur auch angemessen und leistungsfähig sein. Am Standort Verl wird mit dem anstehenden Ausbau der Gütersloher Straße hin zur Anschlussstelle Gütersloh bald ein lange überfälliger Schritt getan“, so Theilmeier.
„Der Lückenschluss der A33 im Jahr 2019 war für die Nagel-Group ein bedeutender Meilenstein. Seitdem profitieren wir von einer deutlich verbesserten Anbindung in Richtung Süden und Osten. Wichtige Wirtschaftsräume wie München, Frankfurt, Nürnberg oder Leipzig erreichen wir heute schneller und effizienter – das bedeutet für uns kürzere Transportzeiten, niedrigere Betriebskosten und eine noch höhere Zuverlässigkeit im Sinne unserer Kunden“, beschreibt Marie Hinzmann, Pressesprecherin der Nagel-Group, entscheidende Vorteile der hiesigen Verkehrsanbindung.
 Gleichzeitig würden durch die direkte Autobahnanbindung die umliegenden Ortschaften spürbar entlastet: Weniger Lkw-Verkehr bedeuteten weniger Lärm, geringere Straßenschäden und einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit.
„Die verkürzten Verbindungszeiten ermöglichen uns zudem den Aufbau leistungsfähiger Systemverkehre. Neben wirtschaftlichen und qualitativen Vorteilen schaffen diese auch soziale Mehrwerte: So können wir Begegnungsverkehre realisieren, bei denen Fahrerinnen und Fahrer regelmäßiger an ihren Heimatort zurückkehren – ein wichtiges Argument im Wettbewerb um qualifiziertes Fahrpersonal. Auch in der Personalgewinnung spüren wir positive Effekte – insbesondere durch die schnellere Anbindung an den Raum Bielefeld, der für uns ein wichtiger Arbeitsmarkt ist“, bilanziert Marie Hinzmann und rundet damit den Reigen wichtiger Standort-Benefits durch unsere BABs im Kreis Gütersloh ab.