Nicht nur in der Höhle der Löwen, sondern auch rund um Gütersloh nähern sich Start-ups und erfolgreiche, finanzkräftige Unternehmen an und buhlen um ein auf allen Ebenen profitables Miteinander: Mitarbeiter scannen den Markt, arbeiten mit Talent-Scouts und sind in entsprechenden Fachbörsen online unterwegs und aktiv. Häufig kommen Start-ups aber auch aktiv auf die großen Firmen zu. Denn natürlich wissen sie: Teamwork makes the dream work …

Miele und die Start-ups: immer besser werden
Miele setzt bei der Kooperation mit Start-ups auf drei Säulen: Da ist zum einen der Bereich Smart Home. „Am Standort Gütersloh haben wir unseren Kompetenzbereich Smart Home/Electronics, der das Thema digitale Gerätevernetzung verantwortet ­sowie die Bedienelektroniken unserer Geräte entwickelt und produziert“, erläutert Carsten Nagel, Miele-Pressesprecher. Dabei gehe es um smarte Features wie die Kopplung von Backöfen mit Rezeptdatenbanken oder die automatische Erkennung von Lebensmitteln durch künstliche Intelligenz. Dann gibt es die Miele Venture Capital GmbH: „Mit der Miele Venture Capital GmbH fördern wir Start-ups, deren Technologien oder Geschäftsmodelle unser Stammgeschäft oder dessen Vermarktung ergänzen können, etwa mit Blick auf smarte Services rund um unser Geräteprogramm oder zur Stärkung der digitalen Vermarktung,“ so Carsten Nagel, Pressesprecher bei Miele. Die Zusammenarbeit reicht von einfachem Management- oder Entwicklungssupport bis hin zu einer echten Kapitalbeteiligung von in der Regel aber unter 50 Prozent. Komplettiert wird der Bereich Innovation durch die New Growth Factory. Sie soll – anders als die Miele Venture Capital GmbH, bei der man Minderheitsbeteiligungen an den Start-ups erwirbt – kräftig Umsatz generieren und soll darüber hinaus bis 2030 eine der drei umsatzstärksten Business Units von Miele werden. „Die New Growth Factory hat den klaren Auftrag, für weiteres Wachstum abseits unseres bisherigen Stammgeschäfts zu sorgen – also außerhalb unserer angestammten Bereiche wie der Wäschepflege oder den Kochgeräten. Schon heute haben wir Miele-Töchter wie den Gourmet-Lieferservice MChef oder den Vertical-Farming-Spezialisten Agrilution hier angesiedelt. Seit 2021 haben wir zum Beispiel die Mehrheit an KptnCook, eine super Rezepte-App und eines der innovativsten und wachstumsstärksten Angebote seiner Art im deutschsprachigen Raum.
Im März 2021 haben wir dazu noch die Mehrheit an dem Grillspezialisten Otto Wilde Grillers übernommen. Outdoor-Cooking ist seit einiger Zeit ein Trendthema, und immer mehr Menschen investieren in hochwertige Grillgeräte oder sogar ganze Outdoor-Küchen. Hier gibt es deutliche Synergiepotenziale zu Miele, denn wir entwickeln seit mehr als 100 Jahren Produkte und stehen für höchste Qualität im Bereich der Premiumhausgeräte und insbesondere der Kochgeräte“, gibt Nagel Einblicke in die Innovationsfreudigkeit des Unternehmens.

Gute Gründe für Start-ups
Grundsätzlich ist Miele sehr an der Zusammenarbeit mit Start-ups interessiert. Aus guten Gründen, wie Nagel erklärt: „Miele ist ein großer Konzern mit vielen Prozessen und gewachsenen Strukturen. Deshalb schätzen wir die Agilität von Start-ups, die an die Umsetzung ihrer Ideen oft mit einem anderen Blickwinkel und schneller sowie unbekümmerter herangehen.“

Wichtig ist Miele, dass die Start-ups ihre Mentalität auch in Kooperation mit dem Unternehmen behalten. „Wir wollen Ansprechpartner sein, Investor, Türöffner für den Markt – deshalb ist es uns wichtig, dass das Frische, das Charaktervolle des Start-ups, auf das wir setzen, erhalten bleibt. Übrigens setzt Miele bei Innovationen nicht nur auf Start-ups mit neuen Ideen und zukunftsstarken Visionen. Genauso wichtig sind die Verbesserungen unserer Geräte, die von unseren Ingenieuren in kleinen Schritten beständig vorgenommen werden. Das ist auf den ersten Blick nicht so spektakulär aber: Es ist fundamental wichtig”, so Nagel.

Class und Start-ups: Zukunftsfelder gemeinsam gestalten
Als Win-Win-Situation sieht der Landmasachinenkonzern die Kooperationen mit Start-ups und tut alles dafür, dass diese für beide Seiten vorteilhafte Konstellation auch während des Prozesses der Zusammenarbeit erhalten bleibt.
„Die Kooperation mit Start-ups ist für uns ergänzend zu den internen Entwicklungsaktivitäten ein weiteres Instrument, um Innovationen in neue Produkte, in Prozesse und in Geschäftsmodelle anzutreiben.“, stellt Patrick Kück, Leiter der Unternehmensentwicklung, dar. Frank Nierkamp, der bei Claas den Bereich für Start-ups verantwortet, verdeutlicht: „Dabei bestehen bei uns die Möglichkeiten der reinen Kooperation als auch der Kombination mit einer direkten Beteiligung an dem Start-up als Minderheitsgesellschafter. In letzterem Fall sollte das Start-up nah am heutigen beziehungsweise zukünftigen Kerngeschäft von Claas aktiv sein und sich in einer frühen Finanzierungsrunde befinden, um die strategische und langfristige Zusammenarbeit sicherzustellen.“ „Dabei lassen wir die Start-ups, an denen wir uns beteiligen, weiterhin unabhängig agieren, damit sie ihre eigene Dynamik beibehalten und sich von unserer Arbeits- und Denkweise als etabliertes Unternehmen differenzieren können“, erklärt Patrick Kück. „Trotzdem müssen gemeinsame klare Inhalte und Prozesse für die Zusammenarbeit entwickelt werden, um die Potenziale aus der Kooperation konsequent auszuschöpfen“, erläutert Nierkamp und nennt einige Beispiele für erfolgreiche Beteiligungen:
„Bereits 2016 haben wir mit dem Kauf der Technologie Shredlage ein neues Verfahren zur Silomais-Aufbereitung als Futter für Milchviehhalter von einem amerikanischen Start-up erworben. Dadurch konnten wir unser Portfolio um ein interessantes Feld erweitern, das von der Kundschaft außerordentlich gut angenommen wurde.“
Des Weiteren hat Claas 2019 eine Minderheitsbeteiligung an der E-Farm GmbH erworben. Hierbei handelt es sich um ein Start-up aus Hamburg mit einer digitalen Plattform für gebrauchte Landmaschinen. Frank Nierkamp sagt: „Die Förderung der Entwicklung von digitalen Vertriebsprozessen und die Unterstützung der eigenen Händler bei der internationalen Vermarktung von Gebrauchtmaschinen war und ist für Claas und für die E-Farm ein perfektes Match.“ Und auch im vergangenen Jahr ist Claas eine weitere Partnerschaft mit einem hochinteressanten Jungunternehmen eingegangen: „Im Mai 2021 konnten wir in der Seed-Finanzierungsrunde der AgXeed B.V. ebenfalls eine Minderheits-Beteiligung abschließen“, berichtet Frank Nierkamp und geht ins Detail: „Hierbei handelt es sich um ein niederländisches Start-up, das mit autonom fahrenden Feldrobotern, sogenannten `AgBots´, sowie mit einer entsprechenden Planungssoftware die Autonomie in der Landtechnik bereits heute anwendbar macht. Auch hier hilft die Zusammenarbeit sowohl uns als auch dem Start-up in verschiedensten Bereichen.“

Start-ups – bitte melden!
Und wo entdeckt Claas solch spannende Jungunternehmen mit nutzbarem Poten-zial? – „Wir haben ein eigenes kleines Team, dass das Scouting der Start-ups und deren Bewertung managt. Dafür werden verschiedene Informationsquellen und Datenbanken genutzt, relevante Messen besucht und auch spezielle Service-Provider beauftragt. Im Scouting legen wir den Fokus auf vorher definierte und aus der Unternehmensstrategie abgeleitete Suchfelder, die wir regelmäßig aktualisieren und präzisieren“, erklärt Patrick Kück. Natürlich aber suchen Start-ups auch eigeninitiativ den unternehmerischen Schulterschluss mit Claas als starkem Partner – und genau dazu möchten sowohl Kück als auch Nierkamp Start-ups ausdrücklich ermuntern.

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