Unternehmen, die tiefer in das Thema Nachhaltigkeit einsteigen wollen, um sich mit den grundlegenden Begriffen, Zusammenhängen und Hintergründen nachhaltigen Handelns zu befassen, sollten sich
unbedingt einmal mit der pro Wirtschaft GT in Verbindung setzen. Die hat nämlich genau zu diesem Thema einige spannende Themen im Angebot.

Fotos: Detlef Güthenke

Bestes Beispiel: der Crash-Kurs Nachhaltigkeit, der einen ersten Überblick über dieses wichtige, aber auch komplexe Thema bietet. Der einstündige, kostenfreie Der einstündige, kostenfreie Online-Kurs soll den Teilnehmern in erster Linie als technisch-sachliche Orientierung dienen, ist gleichzeitig aber auch eine gute Vorbereitung für den Einstieg in die Berichtspflicht für Unternehmen. So werden auf der Veranstaltung unter anderem auch Hilfs- und Fördermittelangebote vorgestellt. Aus Sicht von Peter Brünler, Nachhaltigkeitsexperte der proWI, eine hilfreiche Veranstaltung insbesondere für Personen, die bisher noch wenig Kontakt zum Thema hatten: „Mit dem Crashkurs bieten wir die Möglichkeit, sich dem Nachhaltigkeitsthema langsam anzunähern und ein erstes, grundlegendes Verständnis dafür zu entwickeln. Für all jene, die darüber hinaus weitere und tiefergehende Informationen benötigt, bieten wir aber noch einiges mehr.“

Umfassendes Angebot für jedes Unternehmen
Tatsächlich haben die Experten der proWI in den vergangenen zweieinhalb Jahren ein hochinteressantes Angebot rund um das Thema Nachhaltigkeit aufgesetzt. Neben einmaligen Veranstaltungen wie dem oben beschriebenen Crashkurs und dem bekannten Nachhaltigkeitsforum am Ende des Jahres wurden beispielsweise zwei kostenfreie Veranstaltungsreihen für Fach- und Führungskräfte von Unternehmen aus dem Kreis Gütersloh entwickelt und implementiert. Am Meilenstein.Mittwoch werden die neuen Berichtsstandards zu zehn ausgewählten Nachhaltigkeitsthemen in den Bereichen Soziales, Umwelt und Governance vorgestellt und diskutiert. Dabei geht es unter anderem um Einkaufs- und Beschaffungsprozesse, die Auswirkungen von Produkten auf Umwelt und Gesellschaft, Sicherheits- und Gesundheitsfragen oder auch die Wahrung von Menschenrechten in der Lieferkette. Der Future.Factory.Friday dagegen richtet den Blick auf Querschnittstechnologien, die nahezu in allen Betrieben zu finden sind und insbesondere für den Bereich Energieverbrauch und -intensität von hoher Bedeutung sind. Bei den regelmäßigen Treffen, an denen in der Regel rund 30 Fach- und Führungskräfte aus kleinen und mittelständischen Unternehmen teilnehmen, geht es unter anderem um Photovoltaikanlagen, energieeffiziente Raumluft und Klimalösungen, Licht- und Antriebstechnologien oder Heizen und Prozesswärme. „Gerade bei diesem Format, das oft als Präsenzveranstaltung von einem der teilnehmenden Unternehmen organisiert wird, haben wir einen sehr regen und offenen Austausch der Teilnehmer. Dies liegt vor allem daran, dass es in den einzelnen Unternehmen durchaus unterschiedliche Entwicklungsstände und Prozessgeschwindigkeiten gibt. Wo die einen schon über tiefgreifende Erfahrungen im Umgang mit neuen Technologien berichten können, stehen die anderen noch am Anfang ihrer Nachhaltigkeitsaktivitäten. Dennoch ist dieser Erfahrungsaustausch Gold wert, insbesondere für jene, die noch recht neu in dem Thema sind“, berichtet Peter Brünler aus der Praxis.

Berichtspflicht wird ausgeweitet
Eine erfreuliche Entwicklung, die beim Start der proWi-Initiative im Oktober 2021 so nicht absehbar war, erinnert sich der Nachhaltigkeitsexperte: „Wir haben damals auf der grünen Wiese angefangen. Themen finden, diese weiterentwickeln und daraus Angebote generieren, das waren unsere ersten Aufgaben.“ Wie wertvoll aber auch schon diese ersten Arbeiten sein sollte, zeigte sich schon wenige Monate später, unmittelbar nach Ausbruch des Ukraine-Krieges. „In kürzester Zeit stiegen die Marktpreise für Gas, Strom und Treibstoffe empfindlich, sodass Unternehmerinnen und Unternehmer vor ganz neuen Herausforderungen standen. Hier hatten wir alle Hände voll zu tun, um die Verantwortlichen schnell mit der Materie (Energieeffizienz- und –Management) vertraut zu machen und sie mit den Informationen zu versorgen, die für sie relevant waren“, schilderte Peter Brünler diese schwierige Situation.
Das „Übersetzen“, das heißt die Recherche, Aufbereitung und Vermittlung von Wissen und Informationen für den Praxisgebrauch, ist auch heute noch die zentrale Aufgabe des proWi-Nachhaltigkeitsteams, erst recht seit Bekanntmachung der „Corporate Sustainability Reporting Directive“(CSRD)-Richtlinie Ende 2022, welche die Berichtspflicht der Unternehmen auf europäischer Ebene neu regelt. „Obgleich die Berichtspflicht nur für große Unternehmen ab 250 Mitarbeitende gilt, wird die Nachhaltigkeitsberichtspflicht über die Lieferkette auch immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen erreichen, die sich in der Vergangenheit nur wenig mit diesem Thema beschäftigt haben. Damit steigt gerade für diese Gruppe der Handlungsdruck,“, erläutert proWi-Geschäftsführerin Nikola Weber, die um die Nöte und Sorgen ihrer Klientel weiß: „Natürlich ist Nachhaltigkeit ein ausgesprochen wichtiges Thema, aber für die Unternehmen im Kreis letztlich nur eines von vielen, mit denen sie sich tagtäglich beschäftigen müssen. Unser Ziel ist es daher, es zumindest in diesem Punkt leicht zu machen und ihnen ein Stück Arbeit abzunehmen. Darum sammeln und bewerten wir Informationen, bereiten diese auf und geben sie den Teilnehmern unserer Veranstaltungen an die Hand. Für viele sind diese Vorabreiten sehr hilfreich, um dann die nächsten Schritte zu gehen. Schließlich fängt die eigentliche Arbeit für viele dann erst so richtig an.“

Die Pflicht als Chance begreifen
Ein zukunftsweisendes Konzept, das allerdings mit viel Arbeit und Aufwand verbunden ist. Allein im Jahr 2023 hat die proWi Gütersloh rund 25 Veranstaltungen explizit zum Thema Nachhaltigkeit durchgeführt. Alle zwei Wochen eine Veranstaltung – eine Leistung, die ohne die Dichte und Tiefe der Organisation mit ihren zahlreichen Inhouse-Kompetenzen nicht möglich wäre, weiß Nikola Weber: „Nachhaltigkeit ist für uns ja kein isoliertes Thema, sondern hat viele Bezüge zur Arbeit der Wirtschaftsförderung. Die Schnittstellen zur Digitalisierung zum Beispiel von Arbeitsabläufen, Innovation bei der Entwicklung von zirkulären Stoffkreisen sowie Beschäftigung zum Beispiel bei der Aus- und Weiterbildung liegen auf der Hand. Das Team der proWi bietet auch in diesem Themenbezügen ein breites Informationsangebote und die Möglichkeit zum Austausch.”
Während die Arbeit an den Schnittstellen gelebte Praxis ist, ist der Ausbau das ist noch Zukunftsmusik. Vorrangiges Ziel sei es nun, die aktuellen Angebote zu verstetigen und die Vielzahl der mittleren und kleinen Unternehmen zu erreichen. „Schließlich gibt es noch zahlreiche Unternehmen im Kreis, die sich noch nicht auf den Weg der Nachhaltigkeit gemacht haben. Hier wollen wir anpacken und diese Gruppe motivieren, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Schließlich sind die Fortschritte größer, je mehr Akteure sich in den Prozess und Diskurs einbringen.“ Um dieses Ziel zu erreichen, gelte es vor allem, immer wieder darauf hinzuweisen, dass die Berichtspflicht nicht nur eine Pflicht ist, sondern gleichzeitig die große Chance bietet, in all die verschiedenen Facetten von Nachhaltigkeit hineinzuschauen. „Das Regelment zur Berichtspflicht ist zwar sehr komplex und auch arbeitsintensiv, aber wer sich darauf einlässt, wird im Ergebnis eine Statusanalyse erhalten, die Handlungsbedarfe aufzeigt aber auch eigene Stärken und Kompetenzen sichtbar macht. Dies wollen wir mit unserer Arbeit klarmachen. Wenn uns das gelingt, haben wir schon viel erreicht“, ist Nikola Weber überzeugt.

„Jeder Schritt im Sinne der Nachhaltigkeit ist wichtig und wertvoll.“

Peter Brünler und Nikola Weber (v.l.) wollen den Austausch zum Thema Nachhaltigkeit weiter intensivieren.

Mit der „Corporate Sustainability Reporting Directive“ wird die Berichtspflicht weiter ausgeweitet. Was bedeutet das für die Unternehmen im Kreis Gütersloh?

Nikola Weber: Tatsächlich ist das, was die europäische und bundespolitische Gesetzgebung schon vor Jahren angestoßen hat, nun sichtbar und spürbar geworden. Die Einführung der Berichtspflicht zunächst für die Unternehmen des Finanzsektors und den großen, multinationalen Konzernen wird fortgeschrieben und in den kommenden Jahren auch viele kleine und mittelständische Unternehmen erreichen. Deshalb ist es aus unserer Sicht einer Wirtschaftsförderungsgesellschaft absolut alternativlos, Informationspakete, Austauschformate und Werkzeuge für die Unternehmen im Kreis Gütersloh bereit zu stellen. Dies sehen unsere Gesellschafter und die Kreispolitik, die die dafür nötigen Finanzmittel zur Verfügung gestellt, zum Glück auch so.

Worauf liegt das Hauptaugenmerk in Ihrer täglichen Arbeit?

Peter Brünler: Gerade die kleinen und mittelständischen Betriebe haben derzeit eine Vielzahl von wirtschaftlichen und finanziellen Herausforderungen zu meistern, die sie enorm fordern. Für sie kommt das Thema Nachhaltigkeit jetzt noch obendrauf. Oft sind hierfür aber keine Personal- oder Zeitressourcen mehr frei. Wir wollen diesen Unternehmen den Einstieg ins Thema leichter machen, indem wir ihnen die relevanten Informationen gebündelt und zur Verfügung stellen und sie damit von den „Vorarbeiten“ entlasten. Allein dies ist für viele schon eine große Hilfe.

Welche Themen beschäftigen die Unternehmen aktuell?

Nikola Weber: Tatsächlich geht es aktuell vor allem um ökologische Themen wie Energieverbrauch und -intensität oder die Reduktion von CO2-Emissionen (CO₂). Dass hat zum einen damit tun, dass der Handlungsdruck in diesen Feldern gerade sehr hoch ist. Zum anderen sind diese Themen deutlich greifbarer sind als andere, beispielsweise aus dem sozialen Sektor. Aus meiner Sicht ist es aber auch nicht entscheidend, welches Thema in welcher Reihenfolge bearbeitet wird. Schließlich ist jeder Schritt, der im Sinne der Nachhaltigkeit getan wird, wichtig und wertvoll.

Wie gut sind die Unternehmen im Kreis Gütersloh beim Thema Nachhaltigkeit aufgestellt?

Peter Brünler: Viel besser, als sie selbst meist denken. Dies liegt vor allem daran, dass wir eine starke Unternehmensregion sind, in der die Akteure daran gewohnt sind, mit Kennzahlen zu arbeiten. Das heißt, sie sind schon mit der Methode vertraut, die auch beim Thema Nachhaltigkeit zum Zuge kommt: Daten sammeln, auswerten und analysieren, um dann daraus Ziele abzuleiten und zu verfolgen. Diese Erfahrung können sie jetzt auch in diesen Themenbereich einbringen, was vieles deutlich leichter macht.

Bedeutet das, dass die ProWi Gütersloh ihr Nachhaltigkeits-Engagement langfristig wieder zurückfahren kann?

Nikola Weber: Dann hätten wir viel erreicht. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, denn aktuell gibt es noch sehr unterschiedliche Wissens- und Bearbeitungsstände in den Unternehmen. Gleichzeitig ändern sich immer wieder die Rahmenbedingungen, unter denen nachhaltiges Handeln stattfindet. Darum bin ich sicher, dass der Informationsbedarf rund um die Umsetzung von Nachhaltigkeit im wirtschaftlichen Handeln vorerst noch groß bleiben wird.

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