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Wenn Eltern in die Schule müssen, hat dies oft weniger erfreuliche Gründe. Nicht so bei der Elternschule Rheda-Wiedenbrück und Langenberg. Anstelle von langatmigen Elternabenden oder ernsten Gesprächen mit dem Klassenlehrer über die Zukunft ihres Kindes können Eltern hier oft gemeinsam mit dem Zögling Neues entdecken, erleben und erlernen. faktor3 hat sich in dem virtuellen Schulgebäude einmal umgeschaut.
Eine Hütte bauen im Wald, gemeinsam am offenen Feuer kochen oder einen Nachmittag mit Alpakas verbringen – was sich auf den ersten Blick wie ein Tag im Leben der Pippi Langstrumpf liest, sind tatsächlich Veranstaltungstitel aus dem aktuellen Programm der Elternschule Rheda-Wiedenbrück und Langenberg. Ein buntes und vielfältiges Angebot, das im August 2024 angelaufen ist und seither großen und kleinen Teilnehmern die Chance bietet, neugierig unterwegs zu sein und gemeinsam etwas zu erleben. „Mit unserem Angebot wollen wir Eltern dazu animieren, sich abseits der täglichen Erziehungsaufgaben auszuprobieren und in vielen Fällen zusammen mit ihren Kindern die Welt spielerisch neu zu entdecken. Schließlich steckt doch in jedem von uns noch ein Kind“, erläutert Birgit Kaupmann, Fachbereichsleiterin Familie bei der Caritas.
Großes Angebotsspektrum
Das breit gefächerte Angebot reicht vom Kinderturnen über Elternabende, offene Eltern-Kind-Treffs und Vater-Kind-Angebote bis hin zu Weiterbildungsseminaren für pädagogische Fachkräfte. In der Regel sind die Veranstaltungen und Workshops für Eltern-Kind-Kombinationen konzipiert, aber auch reine Elternveranstaltungen finden ihren Platz in dem abwechslungsreichen Programm, sagt Birgit Kaupmann. „Gerade der Austausch mit anderen Eltern kommt bei vielen Erziehenden im Alltagsleben oft zu kurz. Daher wollen wir mit gezielten Angeboten, wie beispielsweise Gesprächsabenden und Veranstaltungen zu Fachthemen, den Teilnehmern die Möglichkeit bieten, Erfahrungen zu teilen und Impulse für den Alltag mitzunehmen.“
Diesem Zweck dient auch das offene Elterncafé, ein Angebot für junge Eltern mit Kleinkindern, dass jeden Mittwoch vormittags und nachmittags stattfindet. Ausgewählte und altersentsprechende Spielmaterialien, Lieder und erste Spiele regen in gemütlicher Atmosphäre zum Mitmachen und Ausprobieren an. „Junge Eltern erhalten hier wertvolle Impulse und Anregungen für den Alltag mit ihren Kindern. Gleichzeitig haben sie die Möglichkeit zum gegenseitigen Kennenlernen und Austauschen“, erzählt uns Esther Hartmann vom Stadtfamilienzentrum. Gemeinsam mit weiteren Mitarbeiterinnen des Zentrums stellt die Sozialpädagogin, die Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um die Elternschule ist, zweimal im Jahr ein abwechslungsreiches Programm zusammen und sorgt für dessen Veröffentlichung und Verbreitung. Dass die Elternschule sich in 16 Jahren so gut entwickelt hat, ist ihrer Ansicht nach in erster Linie der ausgezeichneten Zusammenarbeit der Beteiligten zu verdanken: „Tatsächlich kommen die Themenvorschläge von unseren Kooperationspartnern, d.h. von den Kindergärten, Schulen und Bildungsträgern aus Rheda-Wiedenbrück und Langenberg. Wir kanalisieren die Vorschläge zu einem Angebot, bringen es in Form und Struktur und stimmen es dann mit den Beteiligten ab. Die Leistungen selbst werden von den Kooperationspartnern vor Ort erbracht.“
Elternschule setzt auf Kooperation
An die Anfänge der Elternschule Rheda-Wiedenbrück und Langenberg kann sich Birgit Kaupmann noch gut erinnern: „In Gütersloh gab es damals eine so genannte reisende Elternschule, die Veranstaltungen außerhalb des Kreisgebietes anbot. Der Vorstand der Bürgerstiftung Rheda-Wiedenbrück hatte dies mitbekommen und angeregt, etwas Ähnliches auch für Rheda-Wiedenbrück zu schaffen.“ Die Bürgerstiftung griff die Idee auf und brachte das Projekt in wenigen Monaten gemeinsam mit der Caritas und dem Jugendamt auf den Weg. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten – „Nicht jede Einrichtung hat gleich den Mehrwert erkannt, der sich aus diesem Konzept ergab„ erzählt Birgit Kaupmann – fand die Idee der Elternschule schnell Unterstützer. Aus einer Handvoll Gründungsmitgliedern ist mittlerweile ein Netzwerk von rund 40 Kooperationspartnern geworden, die sich zweimal im Jahr treffen, um das Angebot kontinuierlich weiterzuentwickeln und neue Ideen aufzugreifen. „Nahezu alle Schulen, Kindergärten und Bildungsträger aus Rheda-Wiedenbrück und Langenberg sitzen bei diesen Treffen mit am Tisch und bringen sich ein. Daher sind wir auch immer in der Lage, ein qualitativ gutes Angebot bereitzustellen, selbst wenn der ein oder andere mal ein Semester aussetzt“, berichtet Esther Hartmann.
Elternschule leistet wichtige Integrationsarbeit
310 Veranstaltungen umfasst das aktuelle Programm der Elternschule. Ein neuer Höchststand, der gleichzeitig die steigende Nachfrage nach niederschwelligen Bildungsangeboten dokumentiert, sagt Birgt Kaupmann: „Die Angebote der Elternschule sind nicht nur bis auf wenige Ausnahmen kostenfrei, sondern bieten Teilnehmern oft auch die Möglichkeit einer Kinderbetreuung. Außerdem finden unsere Angebote im Gegensatz zur klassischen Elternbildung an vertrauten Orten statt, nämlich den Kindergärten und Schulen, die von den Kindern besucht werden. Damit sinkt auch bei den Eltern die Hemmschwelle.“ Insbesondere bei ausländischen Eltern gäbe es eine wachsende Nachfrage nach Angeboten der Elternschule. „Mittlerweile bieten wir Veranstaltungen auch in türkisch oder rumänisch an und erleichtern damit Eltern aus diesen Ländern den Zugang zu unserem Angebot. So gesehen leistet die Elternschule auch ein wichtiges Stück Integrationsarbeit in der Kommune.“
Wichtige Ansätze und Konzepte, die sich auch im Veranstaltungskalender 2025 wiederfinden dürften. Der wirft schon heute seine Schatten voraus, sagt Esther Hartmann: „Während das aktuelle Programm noch läuft, sitzen wir schon mitten in den Vorbereitungen für das kommende Jahr. Schließlich wollen wir dann wieder ein gutes Angebot für unsere Eltern bereitstellen. Nach der Elternschule ist halt vor der Elternschule – daran wird sich auch 2025 nichts ändern.“