Gemeinschaft stärken im ländlichen Raum

Fotos: Detlef Güthenke

LAG ist die Abkürzung für Lokale Aktionsgruppe, GT steht für den Kreis Gütersloh und die Zahl 8 für acht von dreizehn Kommunen aus dem Kreis Gütersloh. Sie bilden die ländlich geprägte GT8-Region, die seit 2017 über Fördermittel als Wirtschafts-, Lebens- und Erholungsraum gestärkt wird. Der hierfür gegründete gemeinnützige Verein LAG GT8 e. V. übernimmt seitdem die Organisation und Vernetzung. So auch beim Projekt „Dorfküche Hesselteich“ auf dem Biohof Hoffmeier in Versmold-Hesselteich.

Mein Herz schlägt für die Bio-Landwirtschaft und die Vermarktung der Produkte“, bekennt Landwirt Matthias Hoffmeier. Er möchte Wege einschlagen, die andere noch nicht gegangen sind. Das gilt auch für das Konzept der Dorfküche Hesselteich. „Gemeinsam tafeln“ ist das Motto – als Hausgemeinschaft, vor allem aber mit Menschen aus dem Dorf. Für die Realisierung einer Gewerbeküche beantragten Matthias Hoffmeier und seine Frau, Pirjo Schack, Professorin im Fachbereich Oecotrophologie-Facility Management an der FH Münster, Fördermittel aus dem Programm Kleinprojekte/Regionalbudget der Region „GT8“ in Höhe von 16.000 Euro. „Hier kam der Verein LAG GT8 ins Spiel“, erläutert Michael Meyer-Hermann, Vorsitzender der LAG GT8 und Bürgermeister der Stadt Versmold. Der Verein verfolgt das Ziel, den ländlichen Raum zu stärken und Projekte zu fördern, die aus Eigeninitiative von Privatpersonen, Vereinen, Unternehmen, Kommunen oder Gebietskörperschaften entstehen. Das GT8-Regionalmanagement begleitete die Antragstellung zur Dorfküche Hesselteich. Nach der Bewilligung durch die Bezirksregierung Detmold konnte das Projekt in die Umsetzung gehen.

Inzwischen gibt es in der Dorfküche Hesselteich jeden Donners-tag für 13,50 Euro einen Mittagstisch, zu dem jeder aus dem Dorf eingeladen ist. Die in Teilzeit beschäftigte Köchin verarbeitet frisches Gemüse mit kleinen optischen Fehlern und stellt regelmäßig neue Rezepte vor. „Natürlich ist bei uns alles bio! Es gibt einen Salat, ein Hauptgericht und zum Abschluss Kaffee und Plätzchen“, berichtet Pirjo Schack. „Wir starten pünktlich um 12.30 Uhr, und es gibt zu jedem Gemüse, das wir servieren, eine kleine Geschichte zu seiner Herkunft und seinen Verwendungsmöglichkeiten“, ergänzt Matthias Hoffmeier. Maximal 30 Personen finden Platz im lichtdurchfluteten Raum, der, wenn es draußen kalt ist, durch einen gusseisernen Kaminofen beheizt wird.

Als Vorstandsvorsitzender der Dorfgemeinschaft Hesselteich hat Matthias Hoffmeier die Skepsis, mit der die Entstehung der Dorfküche beobachtet wurde, unmittelbar mitbekommen. Aber auch die Skeptiker sind mittlerweile positiv gestimmt. „Neben unseren Stammgästen kommen immer mal wieder Neugierige, die das Angebot testen möchten“, so Matthias Hoffmeier. Die ein oder andere Mitnehmportion ist auch schon mit nach Hause genommen worden. Zusätzliche Aktionen, wie das gemeinsame Backen der Landjugend vor Weihnachten oder das Osterbacken für Kinder ab 6 Jahren mit Kaffeetrinken für Eltern und Großeltern öffnen die Dorfküche für unterschiedliche Zielgruppen der Dorfgemeinschaft. „Das ist es, was wir als LAG GT8 mit den Fördergeldern in unserer Region bezwecken: die Stärkung der Gemeinschaft. Generationen begegnen sich und wachsen wieder mehr zusammen. Es entstehen Orte, durch die die ländliche Region an Attraktivität gewinnt“, sagt Michael Meyer-Hermann. Er ist davon überzeugt, dass zunehmend mehr Menschen aus den Großstädten die Vorteile des ländlichen Raums zu schätzen wissen. Er selbst sei mit großer Überzeugung aus Berlin in den Kreis Gütersloh zurückgekehrt. Denn trotz des ländlichen Umfelds seien zum Beispiel Osnabrück, Bielefeld und Paderborn sehr gut zu erreichen, betont der Bürgermeister von Versmold.

Zahlreiche Projekte sind bereits in den Vorzug der Förderung gekommen. Unter anderem die Sägemühle Meier Osthoff in Harsewinkel, die zum außerschulischen Lern-, Erlebnis- und Freizeitort für die gesamte GT8-Region weiterentwickelt wird. Auch im sozialen Bereich wird die Stärkung der Region spürbar. Die aufsuchende Jugendarbeit in Borgholzhausen, Werther und Versmold wurde für einen Zeitraum von drei Jahren gefördert. „Das ist sehr gut gelaufen. Die Netzwerke unter den beteiligten Kommunen sind geknüpft, und wir
stocken jetzt von einer Stelle auf 2,5 Stellen auf“, berichtet Michael Meyer-Hermann.

Regionalmanager Alexander Jaegers ist zufrieden: Die über das Landesförderprogramm VITAL.NRW geförderten Projekte belegen aus seiner Sicht, dass sich Engagement im ländlichen Raum lohnt. Umso mehr begrüßt er die Finanzspritze der EU im Rahmen des LEADER-Programms, die seit Januar 2023 den doppelten Betrag, insgesamt 3,1 Millionen Euro, für die GT8-Region bereitstellt. „Wir können jetzt unmittelbar an bereits geschaffene Strukturen anknüpfen und diese mit bekannten und neuen Akteuren sukzessive ausbauen“, so Alexander Jaegers. Zur LEADER-Region GT8 gehören wie bisher folgende acht Kommunen aus dem Kreis Gütersloh: Borgholzhausen, die ländlich geprägten Stadtteile von Gütersloh, Halle (Westf.), Harsewinkel, Langenberg, Rietberg, Versmold und Werther (Westf.). Ziel der LEADER-Region GT8 ist es, sich zu einer resilienten Region zu entwickeln, die soziale Verantwortung trägt und ihre natürlichen Lebensgrundlagen im Einklang mit den wirtschaftlichen Ansprüchen schützt und fördert.

„Wir sind noch lange nicht fertig!“, sagt Matthias Hoffmeier und verabschiedet sich, um mit bei den Bauarbeiten des neu entstehenden Hofladens anzupacken. Das gilt auch für Michael Meyer-Hermann und Alexander Jaegers. Sie stehen in den Startlöchern und freuen sich, weitere Projekte mithilfe des EU-Programms LEADER in den Kommunen umzusetzen. Die GT8-Region ist dabei in guter Gesellschaft: Das Landwirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalen fördert insgesamt 45 LEADER-Regionen und stellt ihnen rund 120 Millionen Euro für innovative Projekte bereit.

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