Station 1 Harsewinkel-Greffen: Im Schatten von St. Johannes am gleichnamigen Platz herrscht Idylle pur. Ein kleiner Dorfplatz, kurz bevor das Münsterland dann wirklich beginnt. Ins Auge sticht Haus Nummer 8, weil es verwunschen wirkt, einen Dornröschenschlaf schläft, der schon ewige Jahrzehnte währen muss. An der Tür wie am Haus nagt der Zahn der Zeit. „Entweder wird’s jetzt abgerissen oder doch restauriert“, sagt die Nachbarin ganz gelassen. Auf ein paar Tage kommt es hier nicht an.

Station 2 Versmold: Die stabile Tür der evangelisch-lutherischen Pfarrkirche St. Petri verlangt dem Besucher Achtung und Haltung ab. Kräftige Beschläge halten die Türblätter, eingefasst von Säulen und Naturstein. 1096 hatte die Kirche ihre erste Erwähnung; 1683 wurde sie nach einem Brand wiederhergestellt. Ihr heutiges Erscheinungsbild stammt aus dem Jahr 1902. Und die Sache mit Achtung und Haltung ist Ansichtssache: Der Versmolder St. Petri-Markt, auch Sünne Peider genannt, ist im Februar die erste Kirmes weit und breit. Mit ihr wird der Winter beendet – gelassen und lebensfroh.

Station 3 Borgholzhausen: Apropos Kirmes: Kaum eine kommt ohne Schulzes Lebkuchen aus Borgholzhausen aus. Die Tür zu Café und Ladengeschäft ist versehen mit Ornamenten und Bleiverglasung. Auf Augenhöhe begegnet einem eine Biene auf der Wabe. Sie ist ein Sinnbild für das, was Schulze auch besonders gut kann: Honigkuchen. Wer durch die Bienentür geht, ist (fast) im Paradies: Lebkuchen, das ganze Jahr über. Und im Sommer lädt ein Café-Garten zum Pause machen ein.

Station 4 Halle Westfalen: Hier fällt die Wahl schwer, wie in jeder Fachwerk-Stadt. Welche Tür soll es sein? Rund um den Kirchplatz gibt es viele, die Geschichte erzählen – und eine, hinter der viele Geschichten erzählt wurden: Die Wahl fiel auf die Tür des früheren Restaurants Brune – weil sie Westfälin durch und durch ist. Und weil hinter der Tür urwüchsige westfälische Küche zuhause war. Das wussten in den besten Zeiten auch 40 bis 50 Stammtische, die sich regelmäßig bei Brune trafen.

Station 5 Werther: Jottweedee liegt Arrode, ein kleiner beschaulicher Landstrich, ein Ortsteil von Werther, kurz vor Bielefeld. Hier ist das Geburtshaus von Peter August Böckstiegel, das heutige Künstlerhaus. Daneben haben viele Potentaten ein neues Museumsgebäude möglich gemacht, das dort gewollt „wie ein Findling auf der Wiese“ liegt. Hier lässt sich der westfälische Expressionist Böckstiegel kennen lernen – ohne Filter. Und hier klopfen wir an die modernste Tür der Tour: Eiche, zeitlos modern, was kein Widerspruch sein muss.

Station 6 Steinhagen: Ein Klassiker ist der Kirchplatz, rund um die Kirche gewachsen. Eigentlich ein friedlicher und sehr sonniger Ort mit lebendiger Gastronomie. Oberhalb der Tür zur Kirche legt sich auf einem Mosaik allerdings ein Drache mit Erzengel Michael an. „Und wenn die Welt voll Teufel waer“, heißt es um das Mosaik. Die Tür überrascht durch die Ähnlichkeit ihrer Beschläge mit der Kirchentür in Versmold. Ihre Lage ist eine andere, eine hochprozentige: links das Steinhägerhäuschen als gastronomisches Angebot, rechts die letzten Spuren der Brennerei Schlichte. Geistliches zwischen geistigen Getränken.

Station 7 Gütersloh: An beeindruckende Türen von Stadtpark-Villen könnte man klopfen, aber die sind privat bewohnt. Unsere Tür verbindet die Industriellen-Geschichte des ehemaligen Tuchgroßhändlers Johann Wilhelm Bartels, der das Haus Kirchstraße 21 im Jahr 1819 gekauft hatte mit den vielen Lebensgeschichten heutiger Heiratswilliger. Hinter der verspielten Tür, die ans Bergische Land (Bartels‘ Geburtsort war Wuppertal) erinnert, sagen Gütersloherinnen und Gütersloher besonders gern „Ja“.

Station 8 Verl: Ob die Verler Tür tatsächlich aus dem Ende des 16. Jahrhunderts stammt (wie das Ackerbürgerhaus, das sie umgibt), ist nicht überliefert. Seit 1986 jedenfalls präsentiert sich dahinter jede Menge regionaler Kultur und Geschichte in einem lebendigen Heimatverein. Mit ihrer strengen und klaren Geometrie jedenfalls wirkt diese Tür eigenwillig – was ja mithin eine westfälische Eigenschaft ist. Und sie macht neugierig auf das Dahinter.

Station 9 Schloß Holte-Stukenbrock: Die Doppelstadt ist nicht besonders reich an alten Gebäuden. Eines aber kümmert sich – restauriert – um die Geschichte. Das Heimathaus liegt etwas abseits vom Verkehr in grünem Idyll. Die Tür zur Geschichte leugnet nicht, dass sie jüngeren Datums ist. Aber sie sagt: „So ähnlich kann ich früher ausgesehen haben.“ Was man ihr sofort glaubt.

Station 10 Rietberg-Neuenkirchen: Ganz unscheinbar im hellen Ziegelbau, wie sie wahrscheinlich immer war, ist die Tür in der alten Brennerei Stadler. Und doch ist sie eine wichtige Tür. Sie nämlich belegt, dass Denkmalschutz und Investor an einem Strang ziehen können und dass modernes Wohnen in altem Gemäuer gelingen kann. Geschichte, die bleibt – abgerundet durch Stadlers Park, den die Stadt Rietberg angelegt hat.

Station 11 Langenberg: Es gibt sie, die ostwestfälische gute Laune. Hinter der Tür mit der Aufschrift „Anno 1649“ befindet sich das Café zur Linde mit auffallend herzlichen Gastgebern. Ein markanter Ort auch aus anderem Grund: Eine blau-gelbe Muschel neben der Tür kennzeichnet hier den Jakobspilgerweg, der (beginnend im Baltikum und endend im spanischen Santiago de Compostela) über 12 Kilometer durch Langenberg führt.

Station 12 Rheda-Wiedenbrück: Die Anker-Villa von 1468 ist eines der ältesten Häuer Wiedenbrücks. Der große Anker beeindruckt schwer, wie er da oberhalb der Tür prangt. Die Legende will es so, dass er für Vertrauen und Zuversicht steht. Beides haben die Menschen hinter der Tür verdient: Die Anker-Villa ist Ort inklusiver Beschäftigung. Menschen ohne und mit Behinderung geben gastronomisch alles.

Station 13 Herzebrock-Clarholz: Das Stift Clarholz (Schloß Clarholz) war zwischen 1133 und 1803 eine Propstei der Prämonstratenser. Unsere Tür mit der Wasserpumpe davor befindet sich im Propsteigebäude. Seit dem 19. Jahrhundert ist Clarholz ein Schloß der Fürsten zu Bentheim-Tecklenburg. Geblieben ist eine kleine grüne Oase neben der Hauptstraße.

Die Zugabe: Die prominenteste Haustür aus dem Kreis Gütersloh findet man nicht hier, sondern im lippischen Detmold. Dort erzählt sie im LWL-Freilichtmuseum ihre Geschichte seit 1790. Sie ist Bestandteil des Stahlschen Hauses, das zuletzt Gütersloher Standesamt war. 1971 wurde das Haus abgebaut, weil es dem Straßenbau im Weg stand. Das zweite Leben einer ganz und gar einmaligen Tür und der Destillerie, die sich dahinter befand.

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