Dennis Frank markiert Wanderwege
Text: Dr. Elisabeth Menke . Fotos: Detlef Güthenke
Seine Jacke verschmilzt mit den Farben des Waldes. Wenn Dennis Frank unterwegs ist, wird er oftmals für einen Förster gehalten. „Sie sehen so aus, als ob Sie sich hier auskennen“, sprechen ihn Wanderer an. Rund um seinen Wohnort Steinhagen und seiner Heimat Halle/Westfalen trifft das auf jeden Fall zu, denn er markiert Wanderwege. Dazu braucht es ein paar Tage Sonne und Wärme, eben trockenes Wetter. „Denn sonst hält der Kleber nicht, und das Wanderschild fällt wieder ab“, sagt der Ehrenamtler.
Als Konditor arbeitet Dennis Frank mit Zucker. Er ist aber nicht aus Zucker. Als wir uns mit ihm an der Kaistraße in Steinhagen an der Friedrichshöhe zum faktor3-Gespräch treffen, regnet es in Strömen, und er erzählt uns unterm Blätterdach einer riesigen Eiche, wie er zu seinem Ehrenamt gekommen ist.
Lust auf Wald
Zuerst war da die Lust am Wandern, die der 38-Jährige in der Corona-Zeit für sich entdeckte. Sein neues Zuhause für die Freizeit war nach kurzer Zeit der Hermannsweg, eine Strecke, auf der ihn auch die Hunde Mela und Lucky gerne begleiten. Zarte Zwerg-Pinscher, denen man nicht unbedingt ansieht, dass sie eine Strecke von 20 Kilometern laufen, um sich dann zufrieden zu einem Schläfchen zusammenzurollen. Zur Orientierung abseits der ausgewiesenen Wanderwege nutzte er Open Street Map, ein freies Projekt, das Geodaten sammelt und frei zur Verfügung stellt. Bei seinen Gängen fiel ihm schnell auf, dass im Kartenwerk einige Pfade fehlten, angezeigte A-Wanderwege nicht aufzufinden waren und sich neue Themenwege vor ihm auftaten. So kam er in Kontakt mit den Touristikern entlang des Teutoburger Waldes. Als er dann aus dem Haller Rathaus hörte, dass Leute gesucht werden, die sich um die kleinen Schilder kümmern, war er motiviert für ein neues Ehrenamt: Die Wander-Wegemarkierung.
Eine Aufgabe, die Freude macht. „Man bewegt sich an der frischen Luft, kann die Gemeinde unterstützen und kümmert sich um ein Angebot, das allen offen steht“, sagt Dennis Frank. Wer sich an Wanderzeichen orientiere, könne sich beim Wandern auf die Natur konzentrieren und sein Handy in der Tasche lassen.
Die Wegemarkierung ist keine Wissenschaft für sich, aber es gibt Standards, die eingehalten werden müssen. In einer eintägigen Schulung hat Dennis Frank das Wissen erworben, das man für eine systematische Anbringung der Wanderzeichen – gute Sichtbarkeit und eine Anordnung nach einheitlichen Regeln – benötigt, inklusive der Vermittlung von rechtlichen Grundlagen wie zum Beispiel Betretungsrechte. Jeder Wanderwege-Markierer besitzt ein Dokument, mit dem er sich ausweisen kann.
Gut ausgerüstet
Zum Material, das ein Wegemarkierer benötigt, gehören neben der Karte in jedem Fall die Wanderschilder aus Klebefolie, die für die Anbringung an Bäumen auf Metallplättchen gezogen werden, aber auch Werkzeuge wie Schaber, Stahlbürste und Kartuschenpresse. Mit dem Schaber wird schonend eine kleine Fläche am Baum vorbereitet, wenn die Rinde sehr furchig ist. Auf das Schild wird Kleber aufgebracht, bevor es angepresst wird und dann hoffentlich für lange Zeit hält. Auch Zaunpfähle und Laternenmasten können genutzt werden. Und wo ein Wanderzeichen auf weiter Flur nötig ist wird auch mal ein Pfahl vom Bauhof aufgestellt. Manchmal ist es nützlich, wenn man eine Astschere oder gar Minisäge dabei hat, denn an einigen Stellen wachsen die Wanderzeichen im Laufe der Zeit zu und müssen von Blättern und Astwerk befreit werden. Auch eine Sprühflasche mit Spüli ist hilfreich, um verschmutzte Schilder und Wanderkarten zu reinigen.
Es geht aber nicht nur um die Aktualisierung von Wanderzeichen, sondern auch um deren Löschung. Im Rahmen des vom Land Nordrhein-Westfalen geförderten Projektes „Zukunftsfit Wandern“ wurden in den vergangenen Jahren Wanderrouten in ganz Ostwestfalen-Lippe überarbeitet und das Wegesystem neu entwickelt. In Halle hatten sich im Laufe der Zeit 19 Wanderwege ergeben. In Steinhagen waren es 16. „Eine Überfrachtung“, sagt Dennis Frank, die es dem Wanderer nicht leicht macht. Jetzt wurden unter anderem die Hinweise auf die mit „A“ gekennzeichneten Wege zum großen Teil entfernt.
Wanderzeichen sind kein Souvenir
Wanderwege müssen ständig gepflegt werden. Regelmäßig zum Saisonauftakt im Mai und zum Saisonabschluss im Oktober ist ein ausführlicher Kontrollgang fällig. Darüber hinaus wird der Wanderweg fast jeden Monat sporadisch kontrolliert, gerne auch mit dem Mountainbike. Den Qualitäts-Wanderweg „Haller Spuren“ hat Dennis Frank vor kurzem noch zusammen mit Wegemarkiererin Astrid Hartel für die Rezertifizierung durch den Deutschen Wanderverband auf Vordermann gebracht. Auf der sechs Kilometer langen Strecke sind circa 70 Schilder notwendig, um Orientierung zu geben. Doch schon nach zwei Wochen fehlten schon wieder drei Schilder. Dadurch entstehen Lücken, die den Wanderer schnell auf eine falsche Spur führen können. „Die Wanderschilder sind offenbar auch als Souvenir beliebt“, schmunzelt Dennis Frank. Aber diese Schilder seien nun einmal offizielle Verkehrszeichen und keine Give Aways als Andenken, so Dennis Frank. Um den Wanderern dennoch eine Erinnerung an ihre Wanderwege anbieten zu können, hat man in Steinhagen jetzt Aufkleber – zum Beispiel zum Leberblümchenweg, zum Patthorster Hexenpatt oder auch zum Quellweg und Bergweltenweg entwickelt –, die man in sein Wanderbuch kleben kann.
Damit Wanderer sich ganz auf die Natur und die Bewegung konzentrieren können, werden die Wanderzeichen zu Beginn der Route im Abstand von 250 bis 300 Metern und im Verlauf circa alle 500 Meter angebracht sowie 50 Meter vor und nach jeder Abzweigung. Wer bemerkt, dass ein Wanderzeichen fehlt oder zum Beispiel eine Bank demoliert wurde, kann sich an die Touristiker im jeweiligen Rathaus wenden, die dann für Abhilfe sorgen.
Die Krönung der Wegemarkierung ist es, einen neuen Weg zu kreieren und umzusetzen. „Doch das ist nicht mal eben schnell zu machen“, sagt Dennis Frank. Es dauere zwei bis drei Jahre, bis das Vorhaben im Verein besprochen, mit dem Rathaus koordiniert, die Karte entwickelt, mit den Anrainern Übereinkünfte erzielt würden und schließlich von der Bezirksregierung in Detmold abgesegnet sei.
Wandern heißt frei zu sein. Man kann allein losgehen, mit Freunden oder man schließt sich einem Wanderverein an und entspannt sich an der Seite erfahrener Mitglieder. Wenn Dennis Frank Strecke machen will, sind die Hermannshöhen sein Lieblingsort. „Auch weil man Start- und Endpunkt der Etappen sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kann“, so der Wanderwege-Markierer, der auch eine Schulung zum zertifizierten DWV-Wanderführer absolviert hat. Wenn es ein Rundweg sein soll, ist der Bergweltenweg, der an der Kaistraße 48 in Steinhagen startet, sein Favorit.
In Halle ist Dennis Frank unter den Wanderwege-Markierern das jüngste Mitglied. „Nachwuchs ist immer willkommen“, sagt er, „die Arbeit geht nie aus.“