Rietberger Gründer reinigen Lkw-Laderaum mit weniger Chemie, Energie und Wasser
Foto: KATMA CleanControl
Energie, Material, Wasser und Mitarbeiter werden in den aktuellen Krisen immer mehr zu wertvollen Ressourcen. Gerade in der Transportbranche bremsen Engpässe das Wachstum und lassen die Kosten teilweise explodieren. Zwei Brüder aus Rietberg begreifen diesen Ressourcen-Mangel als Chance und haben „in einem Hühnerstall“ ein System für die nachhaltige Reinigung des Lkw-Laderaums entwickelt.
Unsere patentierte Lösung KATMA CleanControl säubert den Laderaum vollautomatisch und spart Energie, Chemikalien und Wasser“, berichtet Gründer Felix Kathöfer. Außerdem müssen die Fahrer den Laderaum nicht mehr selbst reinigen und bekommen ihre Ruhezeit. Nahezu industrialisiert garantiert die neue Lösung eine höhere und immer gleichbleibende Qualität bei der Reinigung. Der Prozess ist nach HACCP (Hazard Analysis Critical Control Point) ausgelegt, die vor allem bei Lebensmittel-, Futter- und Pharmatransporten relevant ist.
Prototyp aus dem Hühnerstall
Die Unternehmensgründer Patrick und Felix Kathöfer sind im Rietberger Ortsteil Westerwiehe aufgewachsen und haben in der Nachbarschaft immer wieder beobachtet, wie aufwändig Viehtransporter von Hand gereinigt wurden. Beide Gründer waren zuvor bei Miele im elektrotechnischen und metalltechnischen Bereich tätig. So kam ihnen mit Blick auf den Lebensmitteltransport die Idee, eine vollautomatisierte Lösung für diese ineffiziente und zeitaufwändige Arbeit zu entwickeln. „Den ersten Prototypen haben wir damals in einem ehemaligen Hühnerstall gebaut“, erinnert sich Felix Kathöfer. „Während des Entwicklungsprozesses haben wir uns kontinuierlich mit Logistikern ausgetauscht, um herauszufinden, welche Anforderungen sie an die Lkw-Laderaumreinigung stellen.“
Dabei stellte sich schnell heraus, dass die Reinigung zu lange dauert, die Ergebnisse stark schwanken, in den meisten Fällen die Sauberkeit kaum einheitlich geprüft und erst recht nicht zertifiziert wird. Die Lkw-Laderäume werden bisher in der Regel von den Frachtführern mit dem Hochdruckreiniger unter Einsatz von Chemie-Produkten gereinigt. „Die Reinigungsmittel müssen dabei exakt dosiert und temperiert werden“, erklärt der Jungunternehmer.
Darüber hinaus sind vorgeschriebene Einwirkzeiten zu beachten. „Diese Vorgaben werden jedoch aufgrund des hohen Zeitdrucks in der Logistik und der oft fehlenden Qualifizierung der Fahrer selten exakt eingehalten“, sagt Co-Gründer Patrick Kathöfer. „Das kann zu Keimverschleppung oder zu Chemie-Rückständen führen. Vor allem bei Lebensmittel-, Futter- und Pharmatransporten kann sich dies negativ auf die Waren auswirken.“
Reinigung immer in konstant hoher Qualität
Um diese Gefahren in Zukunft zu vermeiden, hat KATMA CleanControl eine vollautomatisierte Lösung für die Lkw-Laderaumreinigung entwickelt. Sie gewährleistet, dass der Prozess schneller, nachhaltiger und sauberer als jede händische Reinigung ist. Der Reinigungsvorgang inklusive Desinfektion dauert so statt 40 bis 50 nur noch 20 Minuten bei höherer und gleichbleibender Qualität. Der Fahrer muss sein Fahrzeug lediglich vor der Basisstation andocken, die Türen fixieren und das Programm starten. Dann fährt der patentierte Roboter aus der Basisstation in den Lkw-Laderaum, reinigt und desinfiziert ihn. „Die Zeitersparnis ist nicht der einzige Vorteil für Transportunternehmen“, erklärt Felix Kathöfer. „Pro Waschung werden bis zu 75 Prozent Wasser und 90 Prozent Chemie eingespart. Das ist natürlich wesentlich effizienter und nachhaltiger.“ Der Roboter dosiert die Reinigungsmittel genau nach den Vorgaben und die Anlage bereitet bis zu 70 Prozent des verbrauchten Wassers wieder auf. So werden lediglich 150 Liter Frischwasser bei der Reinigung verbraucht, während beim Waschvorgang per Hochruckreiniger schnell mehr als 650 Liter in den Laderaum fließen. Darüber hinaus wird der Energieverbrauch um ungefähr 60 Prozent reduziert, wodurch erhebliche Kosten eingespart werden.
Bei jeder einzelnen Reinigung wird ein Protokoll nach HACCP-Richtlinien angelegt und dem Fahrzeug zugeordnet. Das Zertifikat wird in das ERP-System eingespielt, wodurch beispielsweise jede Fracht, die anschließend geladen wird, ihr eigenes Zertifikat nach HACCP-Standard erhält. Schon beim Heranfahren wird das Auflieger-Kennzeichen automatisch erkannt, der zertifizierte Waschvorgang in der Kundendatenbank direkt zugeordnet und digital in einer Cloud protokolliert. Dank der Cloudanbindung mit Standort-Suchfunktion und Online-Reservierung kann jede Reinigung vom Disponenten der Speditionen optimal geplant und routenoptimiert werden, so dass lästige Wartezeiten entfallen.
Eine Art „Laderaum-TÜV“
Neben dem Reinigungsroboter haben die Gründer ein ganzes „Öko-System“ rund um die Laderaumreinigung geschaffen. Die Station ist an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr verfügbar, da dank der Vollautomatisierung kein Personal erforderlich ist. Das System ist nicht nur für Speditionen mit eigenem Fuhrpark geeignet, sondern auch für die Betreiber von Waschanalagen und Servicestationen. Es kann flexibel auf dem Firmengelände oder an der Waschanlage aufgestellt werden. Der Platzbedarf für die Reinigungsanlage beläuft sich auf lediglich die Länge eines Lkw-Parkplatzes plus drei Meter. Außerdem erhalten die Betreiber einen umfassenden Full-Service. Das Nachfüllen der Chemikalien und die Instandhaltung wird komplett von KATMA CleanControl übernommen, die die Anlage im Rahmen einer Remote-Instandhaltung rund um die Uhr im System überwachen. „So erkennen wir niedrige Füllstände oder eventuell anfallende Reparaturen frühzeitig“, so Felix Kathöfer. Wartung und Reparaturen werden proaktiv erledigt. Dieser Service wird über das sogenannte Pay-Per-Wash-Modell verrechnet, bei dem pro Waschgang eine Gebühr an den Hersteller entrichtet wird.
„Mit unserem System schaffen wir eine Art ‚Laderaum-TÜV‘ für den Lebensmittel- und Pharmatransport“, erklärt Felix Kathöfer. „Das Zertifikat gibt Lebensmittelherstellern, Logistikern und Händlern Transparenz und eine bisher unerreichte Sicherheit beim sauberen Transport ihrer Güter.“
Von Ostwestfalen aus entlang der Verkehrsadern wachsen
Im ersten Schritt wird KATMA CleanControl die Markteinführung in der Region Ostwestfalen-Lippe starten. Hier sind traditionell große Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie, dem Lebensmitteltransport und dem Lebensmittelhandel ansässig. Anschließend wird der Verkaufsradius schrittweise auf Nordrhein-Westfalen, die Niederlande, den norddeutschen und süddeutschen Raum ausgeweitet. Dabei werden die Standorte in den Fokus genommen, die an wichtigen Verkehrsadern liegen und in denen die Lebensmittel-Industrie beheimatet ist.