Das Bestreben nach mehr Nachhaltigkeit spielt im Leben vieler Menschen mittlerweile eine zentrale Rolle. Umso erstaunlicher ist es, dass ausgerechnet Kinderspielzeuge häufig stark schadstoffbelastet sind beziehungsweise selbst dann noch weiterverkauft werden, wenn die Belastungen längst bekannt sind. Für Boris Köring, Geschäftsführer des Online-Shops „Grünes Spielzeug“, ein nicht akzeptabler Zustand, den er mit seinem Team ändern möchte: „Wir reden dauernd über die Zukunft unserer Jugend, aber in vielen Kinderzimmern ist das Thema immer noch nicht angekommen. Hier muss sich schleunigst was ändern!“

Es war die Geburt seines ersten Kindes, die den angehenden Lehrer 2012 dazu veranlasst, seine Ausbildung zu unterbrechen und einen völlig anderen Berufsweg einzuschlagen. „Damals waren meine Frau und ich täglich auf der Suche nach schadstofffreien Kinderartikeln, mussten aber immer wieder feststellen, dass es aufgrund fehlender Informationen keine Möglichkeit gab, beim Einkauf dieser Artikel die gleichen Kriterien bezüglich Herkunft, Lieferwege und Nachhaltigkeit ansetzen.“ Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert. Trotz eines riesigen Angebots an Spielzeug ist es in vielen Fällen nach wie vor kaum möglich, gesicherte Angaben zur Schadstofffreiheit zu erhalten – und dies, obwohl in regelmäßigen Abständen Meldungen über giftiges Spielzeug durch die Medien gehen.

Einheitliches Ökosiegel für Spielzeug fehlt
Vor zehn Jahren eröffnete Boris Köring seinen Online-Shop, in dem seither sinnvolles, sicheres und schadstofffreies Spielzeug angeboten wird, hauptsächlich hergestellt aus nachwachsenden, natürlichen Ressourcen. „Wir legen großen Wert darauf, dass die Spielzeuge und Stofftiere in unserem Sortiment fair, verantwortungsvoll und nachhaltig produziert werden. Gleichzeitig bemühen wir uns, regionale und deutsche Hersteller zu bevorzugen, um so unsere hohen Qualitätsstandards zu wahren, menschenunwürdige und ausbeuterische Arbeitsbedingungen auszuschließen und lange Transportwege zu vermeiden.“ Da es (noch) kein einheitliches Ökosiegel beziehungsweise ein unabhängiges Siegel für Kinderspielzeug, das Schadstofffreiheit garantiert, gibt, orientiert sich sein Team bei der Auswahl der Produkte an den Spielzeugtests der Zeitschrift ÖKO-TEST, bei denen Schadstofffreiheit und Sicherheit beurteilt werden. Außerdem fließen das über die Jahre gesammelte Mitarbeiterwissen aus Pädagogik, Wirtschaftswissenschafts-Studium, Mitarbeit in Werkstätten für Menschen mit Behinderung und die eigenen Erfahrungen als Eltern in die Arbeit ein. Dieses Know-how, gepaart mit dem Wunsch, nachhaltig zu handeln, ist für Boris Köring das Erfolgsrezept von „Grünes Spielzeug“, wobei ihm ein Punkt besonders wichtig ist, wie er schmunzelnd zugibt: „Ich spiele selbst unheimlich gerne und habe einfach Freude an gutem Spielzeug. Zumindest in diesem Punkt bin ich dann doch Kind geblieben.“

Anteil von Holzspielzeugen am Sortiment wächst
Holzspielzeuge nehmen in dem Sortiment des Unternehmens eine wichtige Rolle ein. Ursprünglich belief sich deren Anteil am Gesamtvolumen lediglich auf rund 20 Prozent, aber er ist mit den Jahren gestiegen, trotz der großen Konkurrenz an elektronischen und digitalen Spielzeugen. Zwar verkauft „Grünes Spielzeug“ mittlerweile weniger große Holzspielzeugartikel wie beispielsweise Gebäude und Puppenhäuser, aber dafür umso mehr Holzfiguren. Sehr beliebt sind auch Holztiere, Holzpuzzle und Bauklötze über die ganze Saison hinweg. Mehr als die Hälfte der Artikel stammen mittlerweile aus dem Sortiment Holzspielzeug, ein Trend, der in Zukunft noch erweitert werden soll. Für Boris Köring, der ein halbes Jahr für eine Holzfirma in Kanada arbeitete und in dieser Zeit, dem Beispiel vieler Arbeitskollegen folgend, das Holzspielzeug seiner Kinder selbst herstellte, ist diese Entwicklung letztlich die logische Konsequenz einer Entwicklung, die nachhaltiges Handeln immer stärker in den Mittelpunkt rückt: „Natürlich gibt es recyceltes Spielzeug aus Kunststoff. Aber man muss sich schon fragen, wie hoch die Energiekosten sind, um diesen Kreislauf aufrecht zu erhalten und wie hoch der Anteil an Rohstoffen ist, die hinzugegeben werden müssen, um ein neues Endprodukt zu erhalten. Ich denke, dass Spielzeug, welches aus Holzspielzeug besteht, hier einfach unschlagbar gut abschneidet.“

Holzspielzeug bleibt wichtig
Ohnehin sei die Vorstellung eines guten und nachhaltigen Spielzeugs für die meisten Menschen an Begrifflichkeiten wie Holz und Tradition geknüpft, erzählt uns Boris Köring. Dabei sei Holzspielzeug aber nicht immer gleich Holzspielzeug: „Deshalb ist es uns wichtig, dass unsere Hersteller ihr Holz aus zertifizierten Forsten beziehen, die durch Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein ausgezeichnet sind. Zum Glück gibt es bekannte Zertifikate wie das FSC Siegel, die eine gewisse Sicherheit geben, auch wenn es hier auch Schlupflöcher gibt.“ Natürlich haben auch Holzspielzeuge ihren Preis, weiß Boris Köring, erst recht, wenn die verfügbaren Bestände wie zuletzt 2021 schrumpfen. In diesem Punkt kann er seine Kunden jedoch beruhigen: „Tatsächlich war ich vergangenes Jahr schon sehr besorgt, da es für jedes Produkt eine ‚vernünftige‘ Grenze gibt, die es kosten darf. Zum Glück ist es so, dass die reinen Rohstoffkosten beim Holzspielzeug einen kleineren Anteil an den Herstellungskosten haben. Die sozial-gerechte Herstellung und auch die Lagerkosten, die bei der Trocknung eine Rolle spielen, sind hier ausschlaggebender.“
Trotz der aktuell schwierigen Situation glaubt Boris Köring, dessen eigenes liebstes Spielzeug als Kind eine Kugelbahn war, an den langfristigen Erfolg von Holzspielzeugen: „Ein nachhaltig eingerichtetes Spielzimmer, in dem es keine Berge an abgespielten Plastikspielzeug gibt, bereitet Kindern einfach mehr Freude und bietet viel mehr Freiheit. Ich bin mir daher sicher, dass das sogenannte klassische Holzspielzeug, dass ja auch modern gestaltet sein kann, ein nachhaltigeres Spielen ermöglicht und das Kind am Ende glücklicher macht.“

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