Gespräch mit Albrecht Pförtner, Geschäftsführer der conceptGT
Foto: Detlef Güthenke
Die Stadt hat seit circa einem Jahr eine neue „Tochter“: Am 1. Oktober 2021 hat die conceptGT, Gesellschaft für Wirtschaftsförderung, Immobilien und Stadtentwicklung Gütersloh, ihre Arbeit aufgenommen. Ihre Aufgabengebiete: Verkauf und Vermarktung bebauter und unbebauter Flächen, die Erschließung und Bebauung von Grundstücken, die Vermietung, Sanierung und Verwaltung von Immobilien und die Wirtschaftsförderung in der Stadt. Damit verbunden ist unter anderem die zukünftige Entwicklung des Mansergh Quartiers auf dem ehemaligen Kasernengelände an der Verler Straße in weiterer enger Abstimmung mit dem Bürgermeister und den städtischen Fachbereichen. Geschäftsführer der conceptGT ist Albrecht Pförtner, der nach 15 Jahren Geschäftsführung der pro Wirtschaft beim Kreis Gütersloh diese Zukunftsaufgabe bei der Stadt übernommen hat.
Wie war der Wechsel von der pro Wirtschaft zur conceptGT?
Der Wechsel war grundsätzlich wie erwartet. Der Vorteil auf der städtischen Ebene: Ich bin näher dran. Überwiegend wird meine Arbeit positiv aufgenommen. Natürlich gibt es auch mal negative Stimmen ….
… welche meinen Sie?
Wenn wir zum Beispiel nur geförderte Wohnungen bauen. Soll heißen: In der Bismarckstraße realisieren wir als conceptGt unser erstes Neubauvorhaben: ein Fünf-Familienhaus. Das kommt bei einigen Kritikern negativ an, weil wir ihrer Meinung nach nicht für Otto-Normalverbraucher bauen. Unser Auftrag lautet aber: Wir sollen zum großen Teil Wohnen für den geförderten Wohnungsbau realisieren. Insofern kann ich die Kritik nicht nachvollziehen. Unterm Strich habe ich den Wechsel von der pro Wirtschaft GT zur conceptGt nicht bereut – es passt!
Wie ist die conceptGT personell aufgestellt?
Wir sind seit dem 1. Oktober mit sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern komplett, nächstes Jahr kommt noch eine Stelle dazu – sofern es der Aufsichtsrat beschließt. Wenn die Aufgabenbereiche so bleiben, ist unsere Zielgröße erreicht. Seit dem 1. Oktober haben wir auch einen Technischen Leiter im Team. Wir beschäftigen uns im Mansergh Quartier mit vielen Fragen, u.a. wie wir zukünftig dort bauen beziehungsweise zurückbauen werden. Auch das Thema Wiedergewinnung von Wertstoffen spielt in diesem Zusammenhang eine Rolle. Dazu gehören auch ganz banale Fragen wie: Welchen Durchmesser muss ein Kanal haben? Natürlich haben wir auch einen Kaufmännischen Leiter im Team. Lina Wiegmann-Cardinal betreut zurzeit schwerpunktmäßig den Aufbau des Innovationszentrums. Sie wird perspektivisch aber stärker im Bereich Wirtschaftsförderung arbeiten. Dann haben wir darüber hinaus einen Ansprechpartner für das Flächenmanagement, der die Gewerbekunden betreut, und zwei Assistentinnen.
Sie haben hohe Ansprüche, wenn ich mich auf Ihrer Website umschaue. Sie wollen „Gütersloh zum Vorzeigeprojekt für Nachhaltigkeit und qualitatives Wirtschaftswachstum“ machen und Strukturen neu denken.“ Was kann man sich darunter vorstellen?
Das Innovationszentrum ist wesentlichen Anker für diese Strategie. Produktion in Deutschland wird es vor dem Hintergrund steigender Energie und Preise generell schwer haben. Darüber hinaus Produktion in unserem Land konkurrenzfähig zu machen, wird eine weitere große Herausforderung. Die Stadt Gütersloh muss ein Stück weit umgebaut werden. Das ist ein Prozess, der sicherlich 20 bis 25 Jahre dauert. Dazu braucht es unbedingt dieses Innovationszentrum, um mehr hochwertige Dienstleistungen und Produkte zu generieren. Dieser Prozess muss entsprechend animiert werden. Am Ende sollen viele neue Gründungen und Bestandsunternehmen, die sich neu aufstellen, angesprochen werden. Der Kreis hat übrigens die gleichen Herausforderungen. Grundsätzlich ist Gütersloh mit dem neuen Innovationszentrum direkt neben der Fachhochschule, der Regio IT und dem Schüttflix-Tower gut aufgestellt. Aktuell sind wir mit der IMA hier gestartet, im nächsten Jahr beginnen wir, das neue Innovationszentrum im Mansergh Quartier zu planen. Das Ziel lautet: In spätestens sechs Jahren wollen wir mit der Innovationsmanufaktur im Mansergh Quartier sein.
Wie ist der Stand der Dinge im Mansergh Quartier?
Der Schwerpunkt liegt im Bereich Wohnen. Es sind 1.000 Wohnungen geplant, davon gehören 300 Wohnungen zum geförderten Wohnungsbau. Demnächst wird neben den Innovationszentrum dort die Fachhochschule sein. Es ist schön, wenn man so etwas neu denken kann und nicht in Bestandstrukturen arbeiten muss. Weiterhin spielen die Themen Büro und Gewerbe eine Rolle. Die Voraussetzungen sind optimal.
Die Innovationsmanufaktur will als Tochterunternehmen der conceptGT ein Netzwerk mit Gründern, Experten, Unternehmen und Hochschulen aufbauen. Sie möchten sich nicht mit dem
Status quo zufriedengeben. Was verstehen Sie darunter?
Die Stadtgesellschaft in Gütersloh neigt dazu, in sich selbst zu
ruhen … Man ist schnell mit dem zufrieden, was man hat. Ich glaube, dass wir mehr qualitatives Wachstum und hochwertige Arbeitsplätze in dieser Stadt brauchen. Wir sind schon ein guter Verwaltungsstandort mit Kreis- und Stadtverwaltung und Krankenhäusern etc. Es gibt auch viele gute Arbeitgeber neben Miele, Bertelsmann und dem gesamten Mittelstand. Trotzdem müssen wir uns qualitativ noch hochwertiger aufstellen und verbessern. Diese Botschaft muss in der Stadtgesellschaft ankommen. Es geht nicht um Wachstum auf „Teufel komm raus“. Wir müssen diese Stadt umbauen. Ich glaube, dass die Rahmenbedingungen dafür gut sind.
Was gibt es Konkretes?
Der Rahmenplan für das Mansergh Quartier wird im Dezember beschlossen. Hinter diesem Rahmenplan steckt unendlich viel Arbeit. Wenn dieser Rahmenplan erst gesetzt ist, wissen wir auch, wie wir weiterarbeiten können. In Gütersloh ist das Thema Schulen auf den Weg gebracht worden. Es werden sehr viele Schulen neu gebaut. Das größte Investitionsprogramm der Stadt Gütersloh! Das sind aktuell große Projekte. Auch in der Innenstadt tut sich viel. Alle Projekte sind anspruchsvoll und eine Herausforderung, daher brauchen sie auch eine entsprechende Vorbereitungszeit. Allein die Klimaoase in der Gütersloher Innenstadt ist so ein Megaprojekt.
Die Klimaoase: Welche Rolle spielt die conceptGT in diesem Zusammenhang?
Wir sind in den Prozess Innenstadtveränderung involviert und erarbeiten mit einer externen Beratung, der Gütersloh Marketing und der Stadtplanung ein neues Innenstadtkonzept. Wenn es uns gelingt, in das Förderprogramm zu kommen, wird sich Gütersloh deutlich klimafreundlicher entwickeln: eine eindeutige Stärkung der Innenstadt.
Wie wird die Gütersloher Innenstadt in zehn Jahren aussehen?
Es wird einen stärkeren Nutzungsmix zwischen Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Kultur und Gastronomie geben. Im Moment wird die Innenstadt primär zum Einkaufen genutzt. Das wird sich deutlich verändern. Wir werden auch versuchen, mehr Arbeitsplätze in die Innenstadt zu holen.
Durch die IMA soll auch eine nachhaltige Innovationsszene entstehen …
Das ist das dickste Brett. Es ist kein Problem, die Räumlichkeiten dauerhaft zu vermieten. Aber eine wirkliche Innovationsszene in Gütersloh aufzubauen, wird die größte Herausforderung der Innovationsmanufaktur. Es gibt zurzeit keine entsprechende Kultur in dieser Stadt. Wir fangen nicht bei null, aber bei zehn Prozent an. Wenn wir in drei Jahren eine gute Szene aufgebaut haben, ist viel erreicht worden.
Wie kann man sich eine solche Szene vorstellen?
Die Menschen müssen voneinander wissen. Sie müssen sich untereinander kennen. Wir brauchen Menschen, die für Innovationskultur offen sind: Das können Schülerinnen und Schüler sein, aber auch Produktionsunternehmen, die etwas Neues ausprobieren wollen. Sie alle brauchen einen Anlaufpunkt. Der Treffpunkt der Gütersloher Innovationsszene soll dieser Ort hier sein. Er muss offen für jedermann sein, und hier müssen auch sehr viele Veranstaltungen stattfinden. Alles soll hier seinen Ursprung haben.
Nennen Sie das aktuelle Leuchtturmprojekt der conceptGT.
Der sauber verabschiedete Rahmenplan für das Mansergh Quartier! Man kann einem Außenstehenden kaum vermitteln, mit welch einer Menge von Detailfragen die Kollegen der Stadtplanung und wir zurzeit noch beschäftigt sind …
Wir trafen uns mit Albrecht Pförtner in der neuen Innovationsmanufaktur (IMA) zum Interview.