Anna Niehaus und Nikola Weber sind das neue Führungs-Duo bei der pro Wirtschaft GT
Fotos: Detlef Güthenke
Anna Niehaus und Nikola Weber leiten die Wirtschaftsförderung pro Wirtschaft GT für den Kreis Gütersloh. Sie ersetzen Albrecht Pförtner, der die Geschäftsführung Stadtentwicklungs- und Immobiliengesellschaft Gütersloh übernommen hat. Markus Corsmeyer sprach mit den beiden Geschäftsführerinnen über ihre Aufgaben und Herausforderungen.
Frau Weber, Frau Niehaus, bislang führte Albrecht Pförtner die Wirtschaftförderung alleine, jetzt gibt es eine Tandemspitze. Was ist der Grund? Und kann diese Lösung nicht auch zu Problemen führen?
Anna Niehaus: Nicola Weber und ich sind im Tandem in das Bewerbungsverfahren gegangen, weil es sich für uns besser anfühlte.
Nicola Weber: Diese Stelle ist für uns beide eine berufliche Erfüllung. Wir waren beide in der Funktion der Prokuristinnen der pro Wirtschaft GT. Da ist es natürlich der nächste Schritt, auch einmal in die Geschäftsführung gehen zu wollen. Es ist eine Mammutaufgabe – eher ein 60-Stunden-Job. Wir beide wissen, dass wir es alleine könnten – das macht es auch sehr spannend. Und wir ergänzen uns in unseren Kompetenzen. Ich bringe eine andere Art der Sicht aus der Kommune auf den Kreis mit. Anna Niehaus ist noch stärker in die aktuellen Themen involviert. Wir bringen beide unseren Stärken mit ein.
Anna Niehaus: Ja, ein Tandem hat auch Nachteile. Wir müssen jetzt eine Stelle auf zwei Schultern aufteilen. Wir werden dafür viel Zeit benötigen, um uns auf den passenden Stand zu bringen und uns gegenseitig zu informieren.
Nicola Weber: Der Abstimmungsaufwand ist da, es muss sich einspielen. Wir gehen aber pragmatisch an die Sache heran.
Ist der aktuelle „Job“ jetzt ihr bisheriger Karrierehöhepunkt??
Nicola Weber: Eindeutig. Hier umgibt mich ein Team von Fachleuten und hochqualifizierten Experten. Ich kann jetzt Themen antriggern, muss sie aber nicht bis zum Ende alleine durchdeklinieren. Ich kann viel mehr in der Breite bewirken. Als kommunaler Wirtschaftsförderer stößt man schon an seine Grenzen.
Anna Niehaus: Diese Stelle bei der pro Wirtschaft GT war für mich die einzige Entwicklungsmöglichkeit. Ich mache Wirtschaftsförderung für den Kreis Gütersloh extrem gerne. Ich finde den Standort richtig gut – und daher war die Bewerbung logisch.
Wie fühlt es sich an, Nachfolgerin von Albrecht Pförtner zu sein?
Anna Niehaus: Wir haben großen Respekt vor der Aufgabe, die wir übernommen haben. Wir werden ganz schön strampeln müssen, weil die Fußspuren, die Albrecht Pförtner hinterlässt, sehr groß sind.
Wofür steht der Name Albrecht Pförtner?
Nicola Weber: Sein Name steht dafür, dass die pro Wirtschaft als Dienstleistungs- und Serviceunternehmen für den Kreis Gütersloh anerkannt ist – sowohl bei den Kommunen als auch bei der Kreisverwaltung und in der Politik. Es ist sein großer Verdienst, dass er die pro Wirtschaft GT als unumstößlich definierte Organisation verankert hat, die alle Wirtschaftsthemen im Kreis bedient. Er hat es geschafft, Initiator und Denkanstoßgeber für ganz viele Bereiche zu sein. Wir sollten das, was er aufgebaut hat, aufnehmen und perspektivisch weiterführen.
Anna Niehaus: Albrecht Pförtner hat den Gründungsprozess der pro Wirtschaft GT gelenkt. Das Grundkonstrukt, das er geschaffen hat, ist sehr gut und bewährt sich immer wieder Er hat die pro Wirtschaft GT in den Jahren immer wieder geformt und weiterentwickelt, das Team angetrieben und dafür gesorgt, dass sich die pro Wirtschaft GT entwickelt. Er hat eine „Duftmarke“ in Sachen Führung gesetzt. Er hat sich bedingungslos vor sein Team gestellt. Das Team konnte operativ ohne große Störgeräusche arbeiten.
Welche Impulse wollen Sie mit Ihrer Arbeit setzen?
Nikola Weber: Wir werden die pro Wirtschaft GT nicht komplett umbauen. Es gilt, das Aufgebaute weiterzuführen. Ich glaube, dass Verstetigung auch unheimlich wichtig ist. Wir werden die Kernthemen, die gerade bei der pro Wirtschaft GT bearbeitet werden, konstant weiterentwickeln. Einige Themen werden nachjustiert. Wir bekommen auch personelle Verstärkung. Dadurch werden sich die Arbeitsbereiche noch einmal abgrenzen. Die Megatrends Nachhaltigkeit und Digitalisierung werden für die Unternehmen mit praxisorientierten Angeboten untermauert.
Anna Niehaus. Die prowi hat vier neue Stellen dazubekommen. Das ist für uns ein richtiges „Pfund“. Wir haben viel mehr „Man- und „Woman-Power“. So werden die Bereiche Gründung und Bestandsunternehmen gestärkt, und der Kreis wird zukunftsfähiger, wettbewerbsfähiger. Kommunen werden stärker unterstützt, um mehr Fördermittel zu bekommen. Darüber hinaus werden wir neue Themen in den Kreis Gütersloh mit einbringen.
Wer betreut welche Bereiche?
Nikola Weber: Anna Niehaus ist für die Bereiche Gründung, Digitalisierung, Innovation und Standortmarketing zuständig. Ich betreue die Themen Bildung, Ausbildung, Weiterbildung. Es gilt, die richtigen Qualifikationen greifbar und abrufbar zu machen, damit die Unternehmen ihre neuen Jobs auch möglichst mit hiesigem Personal gut besetzt bekommen. Darüber hinaus begleite ich die Themenbereiche Europa und MINT. Dazu werde ich für die Schwerpunkte Tourismus und Freizeit zuständig sein. Die Zuständigkeitsbereiche sind aufgeteilt, im „Doing“ werden wir sehen, ob es dann so passt. Alle Themen haben oft große Schnittmengen.
Wie sind Sie mit der Coronakrise umgegangen, und wie sieht die Strategie für die Zukunft aus?
Anna Niehaus: Wir hatten ein extremes Arbeitsvolumen rund um den ersten Lockdown. Die Aufregungen und das Sortieren von Informationen werden aber immer weniger. Corona beschäftigt uns im Täglichen auch nicht mehr so intensiv. Wir müssen vielmehr beachten, was strukturpolitisch wichtig ist. Eine Pleitewelle sehen wir nicht, Wirtschaftlich steht der Kreis Gütersloh enorm gut da. Das zeigt der Blick auf die Arbeitslosenzahlen und auf die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.
Nikola Weber: Getroffen hat es Gastronomie und Einzelhandel. Aber Nordrhein-Westfalen hat ein sehr gutes Programm zur Stärkung der Innenstädte aufgelegt.
Anna Niehaus: Um Einzelhandel und Gastronomie müssen sich die Kommunen kümmern. Wir werden zur Unterstützung in Zukunft weiter gute Formate auf Einsteigerebene im Bereich Digitalisierung entwickeln. Sehr wichtig ist aber die Berufsorientierung. Das ist ein Thema, das uns auch im nächsten Jahr nachhaltig beschäftigen wird.
Zur Person
Anna Niehaus, 37, hat Betriebswirtschaftslehre in Freiberg und im polnischen Poznan studiert. Währenddessen absolvierte sie ein Praktikum bei der pro Wirtschaft GT. Nach ihrem Studium arbeitete sie zunächst bei Arvato, wechselte im Jahr 2012 aber erneut zu pro Wirtschaft GT. Dort ist Niehaus seit 2014 vor allem in den Bereichen Existenzgründung, Unternehmensservice, Unternehmensnetzwerke und Fördermittel aktiv.
Nikola Weber, 55, kennt die pro Wirtschaft GT sehr gut. Im Jahr 2000 kam sie nach Stationen bei unterschiedlichen Unternehmen zum Referat Wirtschaftsförderung des Kreises Gütersloh. Sieben Jahre später wurde sie zur Prokuristin der zu diesem Zeitpunkt ausgegliederten pro Wirtschaft GT. 2012 übernahm Weber die Wirtschaftsförderung der Stadt Rheda-Wiedenbrück, ab 2019 arbeitete sie als Prokuristin des Wirtschaftszentrums AUREA.