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Über Toleranz und Inklusion wird in Politik und Medien viel diskutiert. In Schulen und Kindergärten gibt es funktionierende Modelle, doch auf dem Arbeitsmarkt muss man lange danach suchen. Es gibt auch gelungene Beispiele: Im Gütersloher Flussbett Hotel – einem Unternehmen von wertkreis Gütersloh – wird Inklusion bereits seit 15 Jahren gelebt.

Fotos: Wolfgang Sauer

In dem Inklusionsbetrieb an der Wiesenstraße arbeiten Menschen mit und ohne Handicap selbstverständlich und auf Augenhöhe zusammen. 24 bis 28 Mitarbeitende (abhängig von der Zahl der Praktikantinnen oder Praktikanten sowie Auszubildenden) sind in dem charmanten kleinen Betrieb tätig. „Wir haben eine komplette Küchencrew: Köche, die mit viel Herzblut Speisen zubereiten. Ihnen steht ein erfahrener Küchenmeister vor, der auch schon in Sternebetrieben gearbeitet hat. Das Restaurant-Team kümmert sich um das Wohl unserer Gäste. Dazu kommen noch die Zimmermädchen und die Kolleginnen von der Rezeption, die für das erste Willkommen unserer Gäste sorgen“, sagt Hoteldirektorin Dietlind Maaß. Um als Inklusionsbetrieb zu gelten, müssen mindestens 40 Prozent der Mitarbeitenden eine Behinderung haben. „Bei uns sind es 10 Kolleginnen oder Kollegen mit Handicap“, so Hoteldirektorin Dietlind Maaß. „Sie arbeiten in unterschiedlichen Bereichen.“

Ausbildung ist ein wichtiges Anliegen
Auch eine Auszubildende im Gastgewerbe ist dabei. Die Ausbildung ist ein wichtiges Anliegen des Flussbett-Hotels. Zum einen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Aber auch junge Menschen ohne Schulabschluss, die vielleicht von einer Förderschule kommen, werden hier ausgebildet. „Es gibt ja nicht die eine Behinderung. Es ist ein Unterschied, ob jemand eine kognitive Einschränkung, eine chronische Erkrankung, eine psychische Erkrankung oder eine Hör- oder Seheinschränkung hat“, so Dietlind Maaß. „Der Grad der Behinderung sagt nichts über den Menschen aus. Jeder hat ein Talent. Das muss man entdecken, und dann finden wir den passenden Job in unserem Haus. Es gibt keine Grenze, man muss nur sehen, wie man die Grenze aufweicht.“ Damit leistet das Flussbett Hotel einen wichtigen Beitrag zur gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Behinderungen auf dem ersten Arbeitsmarkt!

Eines der ersten inklusiven Hotels
Im März feierte das Hotel sein 15-jähriges Bestehen. Das idyllisch an der Dalke gelegene Haus war im Gründungsjahr eines der ersten inklusiven Hotels überhaupt. Mittlerweile gibt es in Deutschland 40 Inklusionshotels, die im Embrace-Verbund zusammengeschlossen sind. Das Flussbett ist ein Unternehmen der wertkreis Gütersloh gGmbH, dem kreisweit tätigen Fullservice-Dienstleister für Menschen mit Behinderung, der
auch heute noch hundertprozentiger Gesellschafter ist. Zunächst war das Flussbett Hotel noch an den Berufsbildungsbereich des wertkreis‘ angeschlossen, heute ist es ein lebendiges Hotel mit 24 Zimmern, 44 Betten und drei Tagungsräumen.

„Wir haben hier ein tolles Miteinander und lachen viel zusammen. Außerdem sind hier alle sehr fair und das ist nicht unbedingt selbstverständlich in der Gastronomie“ – sagt Emily Postler, die seit etwa zwei Jahren im Restaurant „Kleiner Kiebitz“ arbeitet.

Emily Postler

Begegnung auf Augenhöhe
„Bei uns ist es wie in jedem anderen Hotel“, sagt Dietlind Maaß, die über langjährige Erfahrung in Betrieben in Düsseldorf und Münster verfügt. Allerdings sei der Zusammenhalt enger, vielleicht auch familiärer als in anderen Hotels. Die Verweildauer der Teammitglieder sei deutlich länger als in anderen Häusern. „Das liegt sicherlich daran, dass unsere Kolleginnen und Kollegen mit Handicap bei uns Normalität in der Begegnung erfahren. Bei uns fühlen sie sich sicher. Und wo man sich sicher fühlt, bleibt man gerne.“ Im Betrieb werden jetzt auch Studien zu digitalen Assistenzsystemen durchgeführt. Dabei geht es darum, wie man Menschen mit einer kognitiven Einschränkung unterstützen kann, damit sie den Anforderungen des ersten Arbeitsmarktes gerecht werden.

Nina Vinke ist im Housekeeping tätig und schätzt neben dem selbstständigen Arbeiten vor allem die netten Kolleginnen und Kollegen.

Nina Vinke

Persönlicher Service im familiären Rahmen
Dietlind Maaß und ihre Kolleginnen und Kollegen möchten für ihre Gäste ein einzigartiges inklusives Hotelerlebnis schaffen. „Unser Hotel ist auch durch unsere Lage im Grünen und die gleichzeitige fußläufige Erreichbarkeit der Innenstadt etwas Besonderes. Wir wollen allerdings den Fokus auf das Thema Tagungen noch mehr herausstellen.“ Die drei unterschiedlich großen Tagungsräume können von Gruppen bis zu 40 Personen genutzt werden. Der große Garten eignet sich bei schönem Wetter perfekt für aktive Tagungspausen oder Teambildungsmaßnahmen. Das Restaurant „Kleiner Kiebitz“ sorgt für das leibliche Wohl – und das nicht nur für Tagungs- und Hotelgäste. Auch für Geburtstags- oder andere Familienfeiern wie Kommunion oder Konfirmation ist das Flussbett-Hotel ideal geeignet. „Wir können hier aufgrund der Inklusion einen sehr persönlichen Service im familiären Rahmen bieten und das kommt bei unseren Gästen sehr gut an.“

Ökologisch und nachhaltig
In Zukunft werden die Themen Ökologie und Nachhaltigkeit eine noch größere Rolle spielen. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Gütersloher Bioland-Betrieb Kiebitzhof werden im Flussbett-Hotel fast ausschließlich vor Ort erzeugte Lebensmittel im Restaurant genutzt, von Hühnereiern über das Gemüse bis hin zu den Backwaren. Die barrierefreien Zimmer sind mit Boxspringbetten ausgestattet, deren Matratzen aus nachhaltigem Seaqual-Garn bestehen. Auch das Thema Energieeinsparung ist und bleibt wichtig. Und wie in allen Branchen geht es auch um kompetente Fachkräfte. Dazu kommen neue Arbeitszeitmodelle und das allumfassende Thema Digitalisierung.

„Im Flussbett-Hotel wird bereits seit 15 Jahren Inklusion gelebt“, so Hoteldirektorin Dietlind Maaß: „Wir sind Gastgeber mit Herzblut und Leidenschaft.“

Dietlind Maaß

„Wir wollen unsere Gäste glücklich machen“, sagt Dietlind Maaß zum Abschluss unseres Gesprächs. „Jede und jeder, die/der zu uns kommt, ist freiwillig hier und möchte seinen Aufenthalt genießen. Wir können dabei die Kirsche auf das Sahnehäubchen setzen. Denn wir sind Gastgeber mit Herzblut und Leidenschaft.“

Küchenmeister Martin Jacoby hat lange Jahre in einem Sterne-Restaurant gearbeitet. „Im Flussbett-Hotel und im Restaurant „Kleiner Kiebitz“ begegnen sich alle Mitarbeitenden auf Augenhöhe.“ Ganz besonders ist auch die Zusammenarbeit mit dem Kiebitzhof. Auf die von dort gelieferten Lebensmittel wird die Speisekarte des Restaurants immer wieder neu abgestimmt. Martin Jacoby und sein Team lieben diese kreative Herausforderung.
Martin Jacoby

Martin Jacoby

www.flussbett-hotel.de

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